Studieninhalte

Das außerordentliche Masterstudium Hebammenwissenschaft vermittelt spezialisiertes und evidentes Wissen über die physiologischen Prozesse während der Reproduktionsphase. Das Verstehen und Ermöglichen ungestörter bio-psychosozialer bzw. neuroendokriner Anpassungsprozesse während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind ein wesentlicher Sicherheitsfaktor in der Hebammengeburtshilfe und dienen zugleich dem Empowerment und der Gesundheitsförderung von Hebammen und Frauen bzw. Familien.

Aktuelles Wissen über Hebammenbetreuungsmodelle, Gesundheitsförderung und Prävention, Salutogenese und personzentrierte Kommunikationsformen ermöglichen ein zeitgemäßes Arbeiten im Sinne des aktuellen Wissensstandes und der „WHO Recommendations: intrapartum care for a positive childbirth experience" (2018).
Der ausgeprägte Schwerpunkt auf Wissenschaftsgenese, -theorie und- methodik ermöglicht die Auseinandersetzung mit relevanten Fragestellungen der Hebammengeburtshilfe und trägt zur Disziplinentwicklung und zum Aufbau der Hebammenwissenschaft bei.

Zielgruppe

Das außerordentliche Masterstudium Hebammenwissenschaft richtet sich an berufserfahrene Hebammen, die sowohl theoretisch als auch praktisch ihre Kompetenzen erweitern wollen und theoriegeleitet und reflektiert Frauen, Mütter und ihre Familien durch das Kontinuum Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft begleiten und/oder angehende Kolleg*innen anleiten wollen. Die Ausbildungsinhalte bieten auch für leitende und lehrende Hebammen eine höchst innovative Kompetenzerweiterung.

Die aktuellen Empfehlungen der WHO (2018) zielen darauf ab, allen Frauen eine positive, bestärkende und nachhaltig gesundheitsfördernde Geburtserfahrung zu ermöglichen. Die wesentlichen Instrumente lassen sich kurz mit „MutterKind im Zentrum“ zusammenfassen. Wesentliche Elemente dafür sind u.a. umfassende Information, Entscheidungsfreiheit, Respekt vor individuellen Bedürfnissen, Potential und Ressourcen und die Sicherstellung einer kontinuierlichen Betreuung durch hochqualifizierte Hebammen. Diese Kriterien stellen den Kern des „Midwifery Model of Care“ dar.

Das Hebammenbetreuungsmodell

  • Continuity of Care
  • Informed Consent
  • Woman Centered
  • Women in Control

Ergänzend zum „klassischen“ Hebammenwissen und als Beitrag zu einer sicheren, frauen- und potentialorientierten Geburtshilfe werden Ihnen im außerordentlichen Masterstudium Hebammenwissenschaft u.a. folgende Inhalte vermittelt:

Vertiefungen und Fachexpertise Perinatale Physiologie und Pathophysiologie

  • Mensch-Umweltsystem
  • Neurovegetatives System
  • Hormonsystem
  • Fetoplazentares System

Vertieftes physiologisches Wissen und ein dynamisches Verständnis der Interaktion der physiologischen Systeme eröffnen Ihnen einen neuen Blick auf die Hebammengeburtshilfe und – betreuung. Weg von Wahrscheinlichkeiten, Risikofahndung und Symptombekämpfung, hin zu Potentialförderung, Kontinuität und Sicherheit durch professionelle und authentische Beziehungsgestaltung.

Sichereres Erkennen pathologischer Prozesse durch Kenntnisse der Physiologie soll zur zielgerichteten Unterstützung und Einleitung geeigneter Maßnahmen für jede Frau beitragen. 

Weiters ermöglicht ein salutogen ausgerichtetes Beobachtungsschema gezielte Hebammendiagnosen und davon ausgehend differenzierte Hebammeninterventionen auf  Körper-, Verhaltens- und emotionaler Ebene.

Im Master „Hebammenwissenschaft“ werden zielgenau und evidenzbasiert die theoretischen und praktischen Inhalte zur Umsetzung der aktuellen WHO Empfehlungen "Intrapartum care for a positive childbirth experience“ (2018) vermittelt.

Erwachsenenbildung und Beratung

Eltern mit Baby, nur Gesichter sichtbar
  • Problem solving - Prozess
  • Zirkuläre Beratung im Einzel- und Gruppensetting
  • Anleitung von Studierenden und angehenden Kolleg*innen
  • Salutogenese und Körperarbeit
  • Symmetrische Kommunikation
  • Empowerment
  • Clinical Reasoning

Im außerordentlichen Masterstudium Hebammenwissenschaft lernen Sie, eine professionelle Beziehung durch positive Kommunikation gezielt zu gestalten und mithilfe evidentem, neurophysiologischem Wissen Selbstregulation zu ermöglichen und nachhaltige Gesundheitsförderung zu unterstützen

In der Hebammenpraxis können Sie einen therapeutischen Raum öffnen, in dem eine empathische Begegnung - jenseits von Vorannahmen und Ideologien - möglich wird. In der Lehre und Anleitung sind Sie fähig, für eine anregende Lernatmosphäre zu sorgen, in der die Motivation ihrer Studierenden aufrecht erhalten und bestmögliche Lernergebnisse erzielt werden können.

Wissenschaftliches Arbeiten

  • Kritische Reflexion aktueller Geburtshilfe
  • Hebammengeschichte im Kontext
  • Wissenschaftstheorie
  • Wissenschaftsmethodik
  • Planung und Durchführung von Forschungsarbeiten

Ein Schwerpunkt des außerordentlichen Masterstudiums Hebammenwissenschaft zielt auf den Erwerb wissenschaftlicher Kompetenz ab, insbesondere die quantitative und qualitative Forschungsmethodik sowie die Präsentation und Publikation wissenschaftlicher Inhalte.

Ziel ist es, Ihnen ein tiefgehendes Verständnis wissenschaftlicher Techniken zu vermitteln. Sie lernen, Forschungsfragen zu formulieren, adäquate Forschungsdesigns auszuwählen, Forschungsschritte zu planen, innerhalb eines Projektes Ihren Anteil zu leisten und Ergebnisse strukturiert und allgemein verständlich zu präsentieren. Dadurch sind Sie in der Lage, den wissenschaftlichen Standards entsprechende Publikationen zu verfassen, die sowohl Ihre Forschungskompetenzen unterstreichen als auch bestehende Hebammen-Theoriemodelle erweitern.

Zudem können Sie durch den Einblick in die Hebammengeschichte mit der nötigen Distanz den gegenwärtigen gesellschaftlichen Strukturen und Institutionen begegnen.