Felix Reiner hat neben dem Masterstudium seine zwei Leidenschaften auf kreative Weise miteinander verbunden: Die Holzbearbeitung und das Klettern. Entstanden ist dabei Hand.Fest, ein Kleinunternehmen, welches nachhaltige Klettergriffe herstellt.
Einschränkungen machen kreativ, wie auch die Geschichte von Hand.Fest beweist: Als im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 die Kletterhallen schließen mussten, stand Felix Reiner vor einem Problem: „Ich wollte weiterhin trainieren, aber für das Klettern in der Natur war es noch zu kalt. Dann habe ich beschlossen meine eigene Kletterwand für zuhause zu bauen.“ Gesagt, getan und kurz darauf hatte der gelernte Tischler seine Idee in die Tat umgesetzt.
Was jetzt noch fehlte, waren die passenden Klettergriffe. Klassische Kunststoffgriffe waren ihm allerdings zu teuer und auch der hohe Plastikverbrauch waren für den begeisterten Boulderer nicht akzeptabel. Als Masterstudent, der die ökologischen und auch haptischen Vorteile von Holz kennt, beschloss Felix auch die Griffe selbst zu bauen und diese an der eigenen Wand zu testen. Hilfreich war ihn dabei sein familiärer Hintergrund: Felix konnte die Tischlerwerkstatt seines Vaters nutzen, um die ersten Prototypen zu entwickeln und da sein Bruder in einer Grazer Kletterhalle arbeitet, konnte er dort professionelles Feedback von anderen Kletterern einholen.
Mit den Erfahrungsberichten begann die nächste Runde der Produktentwicklung und heraus kam eine verbesserte Version der Griffe, die er wiederum den Grazer Kletterprofis vorstellte. Was eigentlich nur für Felix‘ privaten Gebrauch konzipiert war, stoß auf reges Interesse in der Klettercommunity und die Freunde, die Felix zum Klettern mit den neuen Griffen einlud, waren durchweg von seinen Griffen begeistert. Felix beschloss im März 2021, also genau ein Jahr nach der ersten Idee, eine eigene Website mit Online-Shop aufzubauen, um seine Produkte zu verkaufen.
Der Start in das Kleinunternehmertum neben dem Studium lief erstaunlich gut: „Da die Freiluftsaison noch nicht angefangen hatte und viel drinnen geklettert wurde, war die Nachfrage nach Griffen hoch. Außerdem haben sich mehr und mehr Sportler eine private Kletterwand als Corona-Projekt gebaut und waren auf der Suche nach passenden Trainingsgriffen“, so Felix.
Dass Felix Holz statt Kunststoff für seine Produkte wählt, ist kein Zufall. Für ihn ist es ein ideales Material für Klettergriffe im Trainingsbereich, welches die Finger auch bei langen Einheiten schont. Die Rauigkeit kann dabei je nach Oberflächenbearbeitung individuell eingestellt werden und durch eine angepasste Ergonomie werden Sehnen und Gelenke geschont, wodurch die Verletzungsrate sinkt. Aber auch die ökologischen Aspekte waren dem Kärtner wichtig: „Holz ist ein nachwachsender, regionaler Rohstoff und unsere heimischen Baumarten wie Buche, Erle, Esche und Birke eignen sich super als Griffmaterial. Zudem sind alle Produkte monomateriell, sie können problemlos durch Abschleifen und Anrauen wieder aufbereitet und am Ende der Lebensdauer recycelt werden.“
Zwar ist das Business neben dem Studium und Masterprojekt nicht gerade einfach, aber dadurch, dass Felix Themen wie unternehmerische Grundlagen, Marketing, strategisches Management aber auch Kreislaufwirtschaft in seinen Vorlesungen bearbeitet, kann er diese Fähigkeiten sofort in die Praxis umsetzen: „Das Studium hilft mir ungemein in meiner jetzigen Situation, denn ich lerne Risiken einzuschätzen und Chancen zu sehen. Es baut allgemein einfach unternehmerische Hemmschwellen ab. Ich kann Entscheidungen mit Hintergrundwissen treffen und die Theorie und das Wissen aus den Vorlesungen sofort in die Praxis integrieren.“
Das Geschäft mit den nachhaltigen Klettergriffen läuft gut und auch nach dem Master will Felix sein Unternehmen ausbauen. Für ihn ist es einerseits seine persönliche Möglichkeit, mit viel Handarbeit, regionalen und ökologischen Materialien ein nachhaltiges Denken in die Praxis umzusetzen und andererseits eine perfekte Möglichkeit um weiterhin dem Klettersport verbunden zu bleiben.