„Waste is food“ ist eines der Prinzipien der Kreislauwirtschaft: Was in einem Herstellungsprozess als Abfall (waste) anfällt, kann in einem anderen als Basis (food) für neue Produkte eingesetzt werden. Wie das in der Anwendung aussieht, zeigen die innovativen Produkte aus Biertreber, die als Kooperation zwischen der Salzburger Stiegl-Brauerei, der Höheren Bundeslehranstalt für Landwirtschaft Ursprung und der FH Salzburg entstanden sind.
Überall dort wo Bier gebraut wird, fallen auch erhebliche Mengen an Biertreber an: 17.000 Tonnen davon produzierte allein die Salzburger Stiegl Brauerei im Jahr 2021. Die körnige Masse, die noch vor der Gärung der Maische entsteht und somit keinen Alkohol enthält, macht rund 85 Prozent der Nebenprodukte der Bierherstellung aus. Sie wird vor allem als Tierfutter eingesetzt, denn sie enthält jede Menge Ballaststoffe, Proteine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. In geringen Mengen kommt der Treber in gemahlener Form auch in der menschlichen Ernährung zum Einsatz, beispielsweise als Mehlersatz oder um den Ballaststoffanteil von Lebensmitteln wie Brot oder Gebäck zu erhöhen.
Kaskadische Nutzung von Rohstoffen
In einer Kooperation von Stiegl, der HBLA-Ursprung und dem Studiengang Holztechnologie & Holzbau am Campus Kuchl stellt Biertreber aber einen interessanten Ausgangsstoff für neue Produkte dar. Schüler*innen und Studierende haben die Reste der Bierproduktion in den Fokus genommen und damit in den Laboren und Werkstätten am Campus Kuchl Materialentwicklung betrieben. Durch Zugabe von Weizenkleien, ebenfalls ein landwirtschaftliches Nebenprodukt, welches einen hohen Anteil an Klebereiweiß besitzt, konnten die Materialeigenschaften weiter verbessert werden. Heraus kam eine Serie von 100 Prozent biobasierten, lebensmittelechten, essbaren und biologisch abbaubaren Einweggeschirr, welches in Zukunft bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen kann.
Für Felix Prändl, HTB-Absolvent und Projektbetreuer, verdeutlicht die Materialinnovation wie eine langfristige, kaskadische Nutzung von Rohstoffen aussehen kann: „Anstatt den Rohstoff zu entsorgen oder direkt zu verfüttern kann, ist mit diesen Tellern nun eine weitere Nutzungsstufe geschaffen worden. Sie schonen damit frische Ressourcen aus der Natur und können nach dem Gebrauch immer noch als Tierfutter eingesetzt oder auch kompostiert werden. Die Nutzungsdauer des Rohstoffs wird somit erweitert und ein positiver Mehrwert geschaffen.“
Parallel zu Materialentwicklung haben bisher mehrere Studierende von Holztechnologie & Holzbau sich ebenfalls des Themas in ihren Semesterprojekten und Abschlussarbeiten angenommen. Dabei wurden grundsätzliche mechanische und physikalische, aber auch wirtschaftliche Parameter überprüft, um die Eignung des Reststoffes für die Weiterverwendung zu überprüfen.
Weg von der Wegwerfgesellschaft
Projekte wie diese tragen dazu bei, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, bei dem auch industrielle Reststoffe und Abfälle in den Fokus der Nutzung geraten, mit gelebten und erprobten Praxisbeispielen in den Köpfen der Studierenden zu verankern. Dieses Bewusstsein für die Endlichkeit von Rohstoffen und das Denken in Kreisläufen, macht den Wirtschaftswandel weg von der linearen „Take-Make-Waste“-Philosophie und hin zu einem regenerativen Wirtschaften möglich.
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