Die Fachhochschule Bern kann auf eine lange Geschichte als Bildungsstätte zurückblicken und ist ein wichtiger Impulsgeber für den Schweizer Holzbau. Grund genug für unsere Masterstudentinnen Anna und Lucia die Reise in Nachbarland anzutreten, um am Bieler See die Schweizer Perspektive auf den modernen Holzbau zu erhalten.
Auf den ersten Blick scheint das Studium an der FH Bern dem in Kuchl recht ähnlich: Ebenso wie in Kuchl werden die Bereiche Technologie und Holzbau als Vertiefungsrichtungen angeboten. Ähnlich wie die FH Salzburg, ist die Berner FH mit rund 7.500 eingeschriebenen Studierenden eher überschaubar. Auch die Kulisse inmitten der Berge am Bieler See ist bietet ein vergleichbares Bild. Von „Kulturschock“ kann also keine Rede sein. Für Lucia Thannesberger und Anna Woschitz, die sich für ein Mastersemester an der FH Bern entschieden, bot die intensive Zeit in der Schweiz aber eine passende fachliche Ergänzung zum Studienplan in Kuchl.
Traditionsreiche Bildungsstätte
Die Wurzeln der Holzausbildung der FH Bern gehen bereits ins Jahr 1952 zurück, als die ehemalige Bieler Sägeschule zur Holzfachschule wurde. Diese entwickelte sich in den 1990er Jahren zur Fachhochschule Bern weiter. Mittlerweile ist der Standort als Kompetenz- und Innovationszentrum für nachhaltiges Bauen und Holztechnologie über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Bieler Holzingenieure waren und sind an weltweit bedeutenden Architekturprojekten beteiligt, wie die Olympiaringe aus Holz in Barcelona, die Expo-Schirme in Hannover oder das neue Swatch Hauptquartier in Biel.
Gemeinsames Studieren im multinationalen Kontext
Auch Lucia und Anna reihten sich in diese Bildungstradition ein, um besonders ihre Kompetenzen im Bereich Holzbau zu stärken. Am überschaubaren Department für Architektur, Holz und Bau mit ihren Standorten in Biel und Burgdorf bot sich mit einem abwechslungsreichen Programm die Möglichkeit dazu. „Im Verlauf des Semesters haben wir an mehreren Case Studies aus der Praxis gearbeitet, die immer gemeinsam im Team erarbeitet wurden. Insgesamt waren wir über die gesamte Dauer des Semesters gut beschäftigt“, so Anna. Der englischsprachige Masterlehrplan zieht Studierende aus der ganzen Welt an: Die Mitstudierenden von Anna und Lucia kamen aus Brasilien, Chile, Kanada, China, Frankreich und Deutschland.
Mit einem Curriculum bestehend aus Fächern wie Building Information Modelling (BIM), Ecodesign und Fibre Reinforced Composites konnten die beiden ihre Kenntnisse im modernen Holzbau hervorragend ausbauen. Der nicht nur sprichwörtliche Höhepunkt des Semesters war die Planung eines alpinen Hotelrestaurant auf 2.100 m Höhe in den Schweizer Bergen. In der arbeitsintensiven Projektarbeit ging es vor allem um die Detailausführung und Bauphysik an einem herausfordernden Standort und dies setzte laut Anna starke Kompetenzen in diesem Bereich voraus: „Wenn man sich für ein Studium mit der Vertiefungsrichtung Complex Timber Structures in Biel entscheidet, sollte man besonders Vorkenntnisse in Statik und Tragwerksplanung mitbringen“.
Freizeitprogramm mit Bergen, Seen und berühmten Holzbauten
Neben der intensiven Studienzeit bot der Standort aber auch viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Anna und Lucia erkundeten gemeinsam die Schweizer Bergwelt, die Altstädte in der Umgebung, die vielen Seen und natürlich auch die Schweizer Holzbaukunst. Ein Besuch des CERN Forschungszentrums, welches auch über eine beeindruckende Holzbaustruktur verfügt, stand ebenso auf dem Programm. Biel, direkt am Ostrand des Bieler Sees gelegen, bietet aufgrund mehrerer städtischen Hochschulen ein ausgeprägtes studentisches Leben und ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region. Bekannt ist Biel als Hauptstadt der Schweizer Uhrenindustrie und architektonisch gilt sie, außerhalb des hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns, als Musterbeispiel der Bauhaus Bewegung. Da Biel kurz vor der französischen Sprachgrenze liegt, ist die Stadt bilingual und von einem französischen Einschlag geprägt. Für Anna war die abwechslungsreiche Zeit eine absolute Bereicherung: „Die Schweiz ist bekanntlich kein günstiges Land, aber mit der Erasmus-Unterstützung und ein wenig Erspartem kommt man gut durch. Das Studium an der FH Bern war wirklich sehr bereichernd und auch das Leben in Biel habe ich sehr genossen.“