Baubotanik als Zeichen für nachhaltiges Wachstum, Gemeinschaft und Vielfalt: Kuchl bekommt mit der Neugestaltung des Ortseingangs Süd ein neues Aushängeschild. Im Zentrum der Erneuerung, die von Studierenden von Holztechnologie & Holzbau entworfen wurde, entsteht eine lebendige Baumskulptur, die – wie die Gemeinde auch – über die Jahre zusammenwächst.
Mensch und Holz stehen im Fokus der Marktgemeinde Kuchl: Der Ort im Tennengau gilt als holzfreundlichste Gemeinde Österreichs und verfügt über das europaweit größte Ausbildungsangebot in Sachen Holz, welches hier auf eine Vielzahl an mittelständischen Klein- und Mittelbetrieben trifft, die sich dem nachwachsenden Rohstoff verschrieben haben. Die Neugestaltung des Ortseingangs aus Richtung Golling kommend, die Anfang März baulich begonnen wurde, soll dieses lebendige Miteinander und die Zukunftsvision der Gemeinde verkörpern.
Zur Ideenfindung schrieb die Holzgemeinde Kuchl begleitet von den ortsansässigen Holzstudiengängen der FH Salzburg einen offenen Wettbewerb aus, bei dem zahlreiche kreative Entwürfe eingingen. Durchsetzen konnte sich schlussendlich der Beitrag der HTB-Absolventen Walter Mahringer und Franziska Herbig, die eine nachhaltige und durchdachte Baum-Konstruktion entwarfen. Thomas Forte, Lehrbeauftragter für Holztechnologie & Holzbau, optimierte die Pläne hinsichtlich Kosten und Umsetzung.
Nichts ist so beständig wie der Wandel
Natürlich war Holz der Baustoff der Wahl, als es um die Ideenfindung für den neuen Ortseingang ging. Die Besonderheit des Gewinnerentwurfs: Die hölzerne Skulptur, die nun aufgestellt wird, ist nicht für die Ewigkeit bestimmt, sondern dient als Rankgitter für Hainbuchen, die darunter gepflanzt werden. Nach mehreren Jahrzehnten sollen die lebenden Bäume die Form des Grundgerüstes nachgebildet haben und dieses ersetzen. Als Form wurde der einschalige Rotationshyperboloid gewählt, eine besonders leichte und gleichzeitig tragfähige Struktur, die sich aus Geraden modellieren lässt und aufgrund ihrer hohen Stabilität in der modernen Architektur wiederzufinden ist. Durch die Hainbuchenformation, die über die Jahre zusammenwächst und sich gegenseitig stützt, sollen Lebendigkeit, Gemeinschaft und Verbindung symbolisiert werden, so Walter Mahringer.
Zudem ist das Bauwerk ein Beispiel für Baubotanik, eine besonders ökologische Bauweise, die Architektur und Botanik verschmelzen lässt. Die lebenden und nicht-lebenden Konstruktionselemente ergänzen sich zu einer pflanzlich-technischen Verbundstruktur, mit minimalem Einsatz von künstlichen Baustoffen. Hainbuchen eigenen sich für diesen Zweck, nicht zuletzt wegen ihrer Robustheit gegenüber mechanischen Verletzungen. Der „Gürtel“ der Struktur wird ein in beide Fahrtrichtungen lesbarer Metallring sein, mit Beschriftung und Logo der Holzgemeinde.
In Sachen Nachhaltigkeit verkörpert das Bauwerk den vom Cradle to Cradle Erfinder Michael Braungart propagierten Gedanken der Öko-Effektivität: Statt lediglich Umweltwirkungen zu reduzieren, schafft das Hainbuchencluster sogar einen positiven Mehrwert für Mensch und Natur. Die Bäume bieten Lebensraum, reinigen während ihres Wachstums die Luft, nehmen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und produzieren gleichzeitig Sauerstoff. Zudem wurde auf eine Beleuchtung verzichtet, um nicht zur Lichtverschmutzung beizutragen. Die Baumpflanzung wird witterungsbedingt voraussichtlich im April erfolgen.
Von der Ideenfindung bis zur Umsetzung hat es einige Jahre gebraucht. Dass dieses Projekt nun umgesetzt wird, ist den treibenden Kräften Thomas Forte (Bautechnik), Herbert Wimmer (Obmann) und Carmen Kiefer (Kassierin) von der Holzgemeinde, BGM Thomas Freylinger und Hiltrud Mahringer (Projektleitung) zu verdanken. Finanziell möglich gemacht wurde das Bauwerk durch die Unterstützung der Gemeinde Kuchl, Fred Lienbacher (P. Lienbacher Holzbauwerk GmbH), Neureiter Maschinen und Werkzeuge, UNTHA shredding technology GmbH.
Zu den am Projekt beteiligten Unternehmen und Personen zählen Felix Gruber Schlosserei KG, P. Lienbacher Holzbauwerk GmbH, C.I. Werbeagentur GmbH, Gerhard Pfeiffenberger, Stefan Lienbacher (Bepflanzung und Pflege), Lebau GmbH (Schraubfundamente), Stefan und Elisabeth Wimmer (Grundeigentümer), Franziska Herbig und Walter Mahringer (Entwurf & Konzept).