Über 9.000 Kilometer trennen Kuchl von Taiwan – eine enorme Distanz, die durch den technologischen Fortschritt der asiatischen Insel noch spürbarer wird. Diese Erkenntnis gewann Studiengangsleiter Stefan Netsch während seines einmonatigen Aufenthalts an der Nationalen Technischen Universität in Taipeh, wo er forschte und lehrte.
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Doch nicht nur in puncto Digitalisierung lohnt sich ein genauer Blick auf die 3-Millionen-Metropole. Trotz der geringen Landesfläche und den vielen Bergen – vergleichbar mit Österreich – weist Taiwan eine hohe Bebauungsdichte auf und schafft es dennoch, zahlreiche Grünflächen und intelligente städtische Konzepte zu integrieren.
„Es gibt Hochhäuser mit 50 Stockwerken, auf deren Dächern Laufbahnen angelegt wurden, und dazwischen findet man Mietergärten“, berichtet Netsch begeistert. Fassadenbegrünungen gehörten ebenfalls zum normalen Stadtbild im Jahr 2025.
Taiwan als Vorbild: Digitalisierung, Stadtentwicklung und öffentlicher Raum
Sein Aufenthalt bot ihm wertvolle Einblicke in innovative Ansätze der Quartiers- und Stadtentwicklung sowie Best-Practice-Beispiele zur Renaturierung. Besonders beeindruckt zeigte er sich vom hervorragend ausgebauten öffentlichen Verkehrssystem, das von der Bevölkerung intensiv genutzt wird. Aufgrund hoher Wohnungspreise verlagert sich ein Teil des städtischen Lebens in öffentliche Räume, wodurch Gemeinschaftseinrichtungen eine zentrale Rolle spielen.
Auch kulturell hinterließ Taiwan einen bleibenden Eindruck. „Die Menschen sind sehr aktiv, höflich und rücksichtsvoll“, erzählt Netsch. Zudem verfolgt das Land das ehrgeizige Ziel, bis 2035 Englisch als zweite Amtssprache zu etablieren – bereits Grundschüler besuchen sonntags Kurse zum Englischlernen.
Neben Exkursionen zu Vorzeigebeispielen nutzte Netsch seine Zeit in Taiwan für den fachlichen Austausch mit lokalen Architekten und trieb die internationale Zusammenarbeit voran, um künftig einen Double Degree anbieten zu können. In seinen eigenen Vorlesungen, die er an der Universität abhielt, thematisierte er insbesondere die Bedeutung öffentlicher Räume und Nachverdichtung.
Seine Erkenntnisse wird er nach seiner Rückkehr umfassend mit den eigenen Studierenden seines Masterstudiengangs teilen und empfiehlt ihnen, selbst ein Auslandssemester in Taiwan zu absolvieren, um wertvolle Erfahrungen in einem hoch entwickelten urbanen Umfeld zu sammeln.