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17. November 2021

Resilienz in der Ergotherapie: COTEC-ENOTHE Kongress

Im September 2021 nahmen 12 Studierende und Lehrende des Studiengangs Ergotherapie der FH Salzburg beim Online-Kongress des Europäischen Ergotherapie-Netzwerks ENOTHE (European Network in Occupational Therapy Education) teil.

Insgesamt nahmen rund 850 Teilnehmer*innen aus den europäischen Ländern virtuell am Kongress teil. In 101 parallelen Sessions wurden mehr als 600 Präsentationen gehalten und über 180 Poster präsentiert. Das Thema des diesjährigen Kongresses lautete "Ergotherapie in Europa - Stärkung der Resilienz und Widerstandsfähigkeit von Einzelpersonen, Gemeinschaften und Ländern".  Expert*innen aus verschiedenen Fachdisziplinen stellten zu diesem Thema aktuelle Beiträge, Fachartikel und Forschungsergebnisse vor.

Dr. Josh Cameron vom Centre of Resilience for Social Justice, von der University of Brighton, UK, sprach über "Resilienz - die Kraft der Verbindung". Dabei betonte er, dass Resilienz ein umstrittenes Konzept sei: Die Definitionen von Wissenschaft, Praxis, Politik und Laien seien zwar unterschiedlich, stimmten aber darin überein, dass Resilienz eine positive Reaktion auf Widrigkeiten sei. Widrigkeiten seien etwa Krankheit, Behinderung, Armut, Diskriminierung, Krieg, Katastrophen und Klimawandel. All dies könne Folgen für die Menschen haben. Bisher hätten sich Ansätze zum Aufbau von Resilienz weitgehend auf die Entwicklung interner (insbesondere psychologischer und emotionaler) Ressourcen konzentriert. Aber: Resilienz sei nicht nur die Aufgabe einer einzelnen Person, Resilienz brauche auch das Umfeld. Daher sollten Ergotherapeut*innen Beschäftigungsräume anbieten, um Resilienz durch den Aufbau von beruflichem Kapital zu fördern (= Kombination aus zugänglichen externen Angeboten und Unterstützung für berufliche Teilhabe und internen Fähigkeiten und Fertigkeiten, um diese zu nutzen.

Prof. Maud Graff (Professorin und Forscherin im Bereich Ergotherapie an der Universität Radboud, in den Niederlanden) sprach in ihrem Vortrag über "Resilienz bei älteren Menschen". Erfolgreiches Altern werde üblicherweise als Freiheit von chronischen Krankheiten und Behinderungen sowie als hohe körperliche und geistige Leistungsfähigkeit definiert. In den westlichen Kulturen werde das Alter traditionell negativ als eine Zeit der Gebrechlichkeit, der Behinderung, der nachlassenden Funktion und der größeren körperlichen und geistigen Einschränkungen gesehen. Dabei erlebten viele ältere Erwachsene jedoch ein hohes Wohlbefinden und eine hohe Lebensqualität, wenig Stress, und betrachteten sich trotz des Auftretens chronischer Erkrankungen als "erfolgreich" alternd. In ihrer Forschung fand Maud Graff drei wichtige Faktoren zur Stärkung der Resilienz bei älteren Menschen: Individuelle Faktoren, Verbundenheit und Interaktion,  sowie Umgebung und soziale Ressourcen. Sie vertrat die Ansicht, dass Ergotherapeut*innen für ein anregendes Umfeld sorgen, ihre Klient*innen bei der Problemlösung unterstützen und coachen und versuchen sollten, die "Ressourcen" des Klienten zu erkennen. Denn der Schwerpunkt sollte auf dem liegen, was für die Klientinnen selbst wichtig sei.

Studiengangsleitung und Lehrende zogen nach dem Kongress folgendes Fazit: Der Kongress spiegelte in seiner Essenz den Ausbildungsansatz des Studienganges Ergotherapie in hohem Maße wider:

„Resilienz entsteht wesentlich im Tun mit anderen, in einer nährenden, stützenden Umgebung und anhand von Aufgaben, an denen der/die Einzelne oder die Gruppe/Gesellschaft wachsen und sich entfalten kann. Ergotherapeut*innen mit ihrem handlungsorientierten Zugang und dem Blick auf die Person, die Umwelt und die Betätigung können hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten.“

Im Studium Ergotherapie gibt es seit 2019 im 1. und im 2. Semester die Lehrveranstaltung „Achtsamkeit“: Diese dient unter anderem dazu, die Resilienzfaktoren der Studierenden zu stärken und Tools zu vermitteln, wie sie das Thema mit Klient*innen bearbeiten können.

"Mit diesem innovativen Ausbildungsansatz befinden wir uns also am Puls der Zeit und nehmen eine Vorreiterrolle unter den Ergotherapie-Studiengängen in Österreich ein", beschreibt Gabriele Güntert.