Aktuelles
17. November 2022

Primärversorgung – Augen bleiben (bisher) außen vor

Die Pre-Conference zum 7. Österreichischen Primärversorgungskongress in Graz hatte den Titel „Blick über den Tellerrand – Was wir vom Ausland lernen können“. Trotz einer 20-25%igen Steigerung  der Bedarfe für Augenversorgung wird in der Primärversorgung in Österreich auf die Augenversorgung „vergessen“, so Ruth Resch, Studiengangsleiterin Orthoptik.

Der globale Aktionsplan der WHO setzt darauf, vermeidbare Sehbehinderungen zu reduzieren. Die Bedeutung von „Sehproblemen“ in Bezug auf Teilhabe an der Gemeinschaft oder gesunde Lebensjahre ist bekannt, wird aber aktuell in der österreichischen Gesundheitsversorgung in fast allen Bereichen massiv unterschätzt (z.B. Sturzprophylaxe, Prävention, Rehabilitation).

Orthoptist*innen zählen zu den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen, die laut EU vermehrt in der Primärversorgung eingesetzt werden sollen, um den Versorgungsbedarf zu sichern. Das Tätigkeitsfeld der Orthoptik deckt sich in den Kernbereichen über die EU-Länder hinweg, von geringfügigen Unterschieden abgesehen. In zahlreichen Ländern sind Orthoptist*innen in der Primärversorgung tätig (vgl. online Befragung 2019-2020), wobei die Rollen länderspezifisch etwas variieren. So hat Frankreich bereits 2011 auf die massiv steigenden Bedarfe in der „Augenversorgung“ reagiert und ein Versorgungsmodell entwickelt, das die Orthoptik stark einbindet. Das Tätigkeitsfeld wurde dafür sogar ausweitet.

Europäische Orthoptist*innen sind in der Primärversorgung u.a. als Advanced Practitioner, in  der Prävention, in der Betreuung bei chronischen Augen-Erkrankungen (wie Diabetes oder erhöhtem Augendruck), in der visuelle Rehabilitation etc. tätig. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit aller Player der Augenheilkunde gelebt.

Fazit: „Der Einsatz der Orthoptist*innen in der Primärversorgung würde präventiv und bei (chronischen) Erkrankungen Fachärzt*innen entlasten, Kosten einsparen und die Versorgungssicherheit gewährleisten! Bereits die Bachelorabsolvent*innen sind für die genannten Bereiche grundlegend ausgebildet!"