Aktuelles
09. Juli 2024

NETTLE: Von der Bergwiese ins Labor - Alpenpflanzen sammeln für die Forschung

Was könnte schöner sein, als die Alpenpflanzen, die für die Gewinnung der Extrakte im Forschungsprojekt benötigt werden, selbst in der freien Natur zu sammeln? Dafür muss man natürlich zuerst wissen, wo diese Pflanzenarten in ausreichender Menge wachsen. Die beste Ansprechstelle im Bundesland Salzburg ist dafür die Botanische Arbeitsgruppe am Haus der Natur. So haben sich unsere Forscherinnen kurzentschlossen der Exkursion „Botanisieren im Grenzbereich“ am Samstag, dem 29. Juni, angeschlossen.

Die Exkursion wurde von Dr. Helmut Wittmann geleitet, einer Koryphäe im Bereich der Botanik. Die Exkursion führte ins österreichisch-bayerische Grenzgebiet im Bereich der Nördlichen Kalkalpen, zum sogenannten Ahorn-Kaser und zum Purtscheller Haus. Die Flora in diesem Gebiet ist laut Botanikern sehr artenreich und beherbergt seltene Arten wie Alpen-Lein (Linum alpinum), Gelbe Platterbse (Lathyrus laevigatus) und Österreichische Rippensame (Pleurospermum austriacum).

Um 8:45 war Treffpunkt und Start der Exkursion am Parkplatz an der Roßfeldstraße. Die beiden Forscherinnen Anja und Sissy trafen mit lauter Botanikern zusammen, die große Freude damit hatten, den beiden ihr umfangreiches Wissen über die verschiedensten Pflanzenarten weiterzugeben. Im Austausch erzählten Anja und Sissy den Botanikern natürlich auch die Ziele von NETTLE und was im Forschungsprojekt mit den Pflanzenextrakten passiert. Die Botaniker zeigten den Forscherinnen im Laufe der Exkursion mehrere für das Projekt passende Pflanzenarten. Die Hitze an diesem Tag erschwerte die Wanderung, die in der prallen Sonne auf dem Berg in Kombination mit der ausgiebigen Bewunderung und Begutachtung unzähliger Pflanzenarten die Energien der beiden Forscherinnen nach ca. zweieinhalb Stunden aufgebraucht hatte. Am Rückweg sammelten die beiden schließlich drei verschiedene Pflanzenarten für das Projekt: Wundklee (Anthyllis vulneraria), Alpenflockenblume (Centaurea scabiosa) und Fettwiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum). Damit waren sie noch eine Weile beschäftigt, denn für 400 g Trockengewicht an Pflanzenmaterial mussten sie pro Pflanze fast 2 kg sammeln. Bei der ganzen Sammelaktion waren auch die Gefahren nicht zu verachten: Steile Bergwiesen und eine empörte Wanderin, die den beiden Forscherinnen mit einer Anzeige drohte. Zum Glück konnten sie die Dame über den Zweck der Pflanzensammlung aufklären.

Sissy transportierte die Jutebeutel voll mit Pflanzenmaterial anschließend nach Kuchl und säuberte sie, was aufgrund des Wurzelwerks eine ziemlich dreckige Angelegenheit war. Das Material wurde abgewogen und in den Trockenschrank gelegt, wo es eine Woche lang bei 30°C mit Abluft getrocknet wurde. Und danach geht es weiter mit den nächsten Extraktionsschritten, die hier zu lesen sind.

Auch im nächsten Jahr werden wir uns wieder mit den Botanikern zusammentun, um frisches Pflanzenmaterial zu sammeln und zusätzlich die Bevölkerung über das Projekt NETTLE zu informieren. Außerdem sind solche Exkursionen eine lehrreiche und spannende Abwechslung zum Labor- und Büroalltag im Forschungsprojekt.