Ein Leben ohne Kajakfahren, Mountainbiken, Skifahren oder Skitouren ist für Ronald „Ronny“ Schwarzenbrunner undenkbar. Der Holztechnologie & Holzwirtschaft Absolvent kann nun seine Outdooraktivitäten mit seinem Beruf verbinden: Als Sustainability Manager für den Sportartikelhersteller Atomic hilft er dabei die Wintersport-Weltmarke nachhaltiger zu machen und damit die Natur zu schützen, in der er sich so oft aufhält.
Mit Ronny Schwarzenbrunner einen Termin zum Telefonieren zu finden ist zurzeit nicht einfach – schließlich befindet er sich in Vancouver, rund 8.500 Kilometer von Salzburg entfernt. An der kanadischen Westküste arbeitet er für mehrere Monate bei Arcteryx, einem Unternehmen aus derselben Gruppe wie Atomic, um die Erkenntnisse aus seiner Arbeit in Österreich in die dortige Entwicklung einfließen zu lassen.
Lieber Ronny, wieso hast du dich für das Studium in an der FH Salzburg entschieden?
Ich habe mich schon immer für den Naturstoff Holz interessiert und damit gewerkelt. Noch mehr aber für Themen der Nachhaltigkeit und Ressourcennutzung und das Studium in Kuchl bietet einem die Möglichkeit beide Themen miteinander zu verknüpfen. Zudem erschien mir die FH Salzburg sehr praxisorientiert. Es sind ständig interessante Unternehmen an Projekten beteiligt und es gibt eine gut ausgestattete Werkstatt in Kuchl die man benutzen kann. Diese „Hands-on“-Mentalität fand ich sehr attraktiv. Und außerdem gefiel mir die Atmosphäre, die im Gebäude herrscht und die von einem respektvollen und freundlichen Umgang zwischen Studierenden und Lehrenden zeugt.
Welche Kenntnisse hast du hier erlangt und was davon ist dir in deinem jetzigen Job besonders hilfreich?
Skifahren! Spaß beiseite, was ich vor allem gelernt habe war projektorientiertes Arbeiten und selbst die Initiative zu ergreifen. Dabei habe ich immer viel Unterstützung von den Lehrenden gehabt und gleichzeitig die Freiheit den Dingen nachzugehen, die mich brennend interessieren. Im Konkreten sind es Prüf- und Messmethoden, die ich zum Beispiel bei Materialprüfungen in meinem Job ständig einsetze. Ebenso alle Vorlesungen zu Materialwissenschaft, Kunststoffen und Klebstoffen, insbesondere die Beschäftigung mit dem biobasierten Klebstoff aus Kasein, die in meiner Bachelorarbeit stattfand. Denn in meinem Job geht es um Materialien und deren Nachhaltigkeit. Die Grundlagen und auch das Spezialwissen darüber habe ich aus dem Studium.
Worum ging es bei deiner Abschlussarbeit?
Es ging um die Entwicklung eines nachhaltigen Skis gemeinsam mit der Firma Atomic, die unweit von Kuchl beheimatet ist. Erster Schritt dabei war eine Ökobilanz für herkömmliche Ski zu berechnen, sodass Optimierungspotenziale erkennbar wurden. Anschließend habe ich Prototypen entwickelt, die vor allem aus biobasierten oder recyclingfähigen Materialien und Stoffen wie Flachsfasern, biobasierten Harzen etc. bestehen. Dann habe ich die Prototypen geprüft, im Labor sowie natürlich im Schnee unter realen Bedingungen. Dieses Projekt verfolge ich derzeit auch bei meinem Arbeitgeber weiter.
Was hat dir am besten am Studium an der FH Salzburg gefallen? Was wird dir immer in Erinnerung bleiben?
Besonders genial finde ich die große Freiheit bei der Projektwahl und dass ich immer eine tolle Unterstützung meiner Betreuer für die Projekte hatte. Dazu gehörte nicht nur deren Fachwissen und kritischer Input, sondern auch, dass Kontakte zu Firmen, Institutionen oder Wissensquellen problemlos hergestellt wurden. Dieses Netzwerk, was auf der jahrzehntelangen Holztradition am Campus Kuchl basiert, ist eine Riesenhilfe und große Chance, für jeden, der Projekte entwickelt.
Und von allem fachlichen Mal abgesehen: Die Umgebung inmitten der Berge, Seen, und für mich als Kajaksportler, der Flüsse, bietet unzählige Möglichkeiten für ein aktives Leben in der Natur. Das prägt auch die Gemeinschaft von Studierenden in Kuchl, die besonders lebhaft und miteinander verbunden ist.
Wie ist dein Karriereweg verlaufen (vor und nach dem Studium)?
Vor dem Studium habe ich eine HTL für Informatik abgeschlossen. Spätestens nach einer kurzen Arbeitserfahrung in der IT war mir aber klar, dass ich etwas mit mehr „Hands-on“-Mentalität machen möchte, was gleichzeitig im Bereich Nachhaltigkeit liegt.
Nach dem Studium an der FH Salzburg ging es für mich nahtlos bei Atomic weiter. Bereits während meines Studiums war ich bei dem Unternehmen in Teilzeit tätig und habe mit Atomic auch meine Masterarbeit geschrieben. Seit 2020 bin ich Vollzeit dort und will dazu beitragen, den Skisport nachhaltiger zu machen. Dafür bin ich nun mehrere Monate in Kanada bei Arcteryx und tausche mich mit unserem Partnerunternehmen in Bezug auf Ökobilanzierung, Nachhaltigkeitsstrategien, Produktionsmethoden, Materialien und vieles mehr aus.
Wie siehst du die Zukunft von Holz oder biobasierten Materialien bzw. "erneuerbarem Kohlenstoff" im weitesten Sinne?
Das Thema ist natürlich ganz hoch im Kurs. Wir müssen hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die auch die biobasierten Materialien möglichst lange in der Nutzung hält. Dafür müssen Dinge länger verwendet, repariert oder recycelt werden. Gerade beim Holz, insbesondere dem modernen Holzbau, bei dem große Mengen des Rohstoffs eingesetzt werden, ist das Wiederverwenden und die Aufbereitung von Elementen immer wichtiger.
Warum sollte sich jemand für dieses Thema interessieren oder gar eine akademische Ausbildung darin anstreben?
Weil es der Weg in eine nachhaltige Zukunft ist. Denn nachwachsende Rohstoffe entziehen der Atmosphäre CO2 und speichern es in ihrer Struktur ein. Und wir können daraus langlebige Güter herstellen, die wiederum das CO2 gebunden halten.
Holztechnologie & Holzbau (Bachelor)
- Dauer: 3 Jahre (6 Semester)
- Abschluss: Bachelor of Science in Engineering (BSc)
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Holztechnologie & Holzwirtschaft (Master)
- Dauer: 2 Jahre (4 Semester)
- Abschluss: Diplomingenieur*in (DI)
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