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27. November 2024

Mit Kunst gegen die Plastikflut: Installation regt zum Nachdenken an

Die Künstler Ingrid Bermadinger und Hannes Bernhofer von der Halleiner Künstlergruppe Plan B gestalteten eine spannende Kunstinstallation mit rund 500 PET Flaschen, die in Kuchl gesammelt wurden. Mit der Skulptur, die den durchschnittlichen jährlichen PET-Verbrauch einer vierköpfigen Familie in Österreich darstellt, machen sie eindringlich auf die Problematik der Plastikverschmutzung aufmerksam.

„Die Installation zeigt die Erde, die eine Welle an Plastik ausspuckt, mit der sie seit Jahren zugemüllt wurde“, erklärt Hannes Bermadinger die Idee zur Installation und die Namensgebung der Skulptur: „die Welle“. Gemeinsam wollen sie mit der Kunstinstallation daran erinnern, dass dringend ein Handlungsbedarf besteht, um die Plastikverschmutzung einzudämmen. 

Die Idee zur Kunstinstallation entstand im Oktober, als am Campus Kuchl mehrere Themenabende zur Plastikverschmutzung stattfanden. Lutz Dorsch, Initiator und Senior Lecturer: „Mit der Installation soll das Bewusstsein für dieses Problem etwas länger geschärft werden und zum Nachdenken anregen“. Am Campus Kuchl wird die Thematik zudem sehr aktiv und lösungsorientiert durch den Forschungsschwerpunkt „Sustainable Materials and Technologies“ aufgegriffen, der sich intensiv mit der Entwicklung von „grünen Plastikalternativen“ beschäftigt. 

Rinde als Ausgangsprodukt für einen biogenen Ersatzstoff  

Ein führender Forscher auf diesem Gebiet ist Thomas Sepperer, der sich mit der Nutzung von Rinde beschäftigt – einem natürlichen Material, das als vielversprechender Hoffnungsträger für eine Plastikwende gilt. Beim Aufschluss von Rinde entsteht unter anderem Lignin, das sich aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften hervorragend als Biokunststoff eignet. Zudem enthalten Tannine, die wertvollen Inhaltsstoffe der Baumrinde, Substanzen, die fossile Chemikalien teilweise ersetzen können. Sie ermöglichen die Herstellung nachhaltiger Schaumstoffe, die sowohl für die Isolierung von Gebäuden als auch als Verpackungsmaterial verwendet werden. Diese Schaumstoffe bestehen fast vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen und bieten so eine umweltfreundliche Alternative zu erdölbasierten Produkten.

Eine weitere Forschungsgruppe leitet das Projekt CircularBioMat, das sich ebenfalls dem Ersatz fossiler Materialien verschrieben hat – und zwar im Anwendungsbereich der technischen Gebäudeausstattung (TGA)  und Versorgungstechnik. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden zahlreiche biobasierte Materialien – darunter auch mit Naturfasern verstärkte Werkstoffe sowie Rezyklate – hinsichtlich ihrer Eignung zur Substitution der in der TGA sowie in der Versorgungstechnik dominierenden erdölbasierten Polymere erprobt. Das Projektteam arbeitet dabei eng mit internationalen Wirtschaftsunternehmen sowie mit der Montanuniversität Leoben zusammen, um nachhaltige Lösungen voranzutreiben, erklärt Projektleiter Markus Leeb. 

Insofern ist die Skulptur am Campus zwar einerseits ein Mahnmal, erinnert gleichzeitig daran, dass die Forscher*innen täglich an alternativen Lösungen arbeiten, um diese Plastikwelle einzudämmen. 

Wussten Sie, dass…

…Plastik das Ökosystem der Flüsse und Ozeane bedroht. Es gelangt als Mikroplastik über die Nahrungskette in die Körper der Menschen und anderer Lebewesen. 

….nur ein geringer Anteil des Plastikmülls recycelt wird. Nebenbei können nicht alle Kunststoffe wiederverwendet werden und es fehlt an Verarbeitungsstätten. Plastikmüll zu trennen, ist also nur ein Teil der Lösung. Unsere Kaufentscheidungen sind ein entscheidender Faktor, ob wir wollen oder nicht. 

…etwa 1,4 Milliarden PET-Flaschen in Österreich jährlich verbraucht werden, insgesamt fallen 900.000 Tonnen Kunststoffabfälle an. 

…in Österreich etwa 25 bis 30 Prozent des gesamten Plastikmülls recycelt werden, weltweit sind es nur 10 bis 15 Prozent. Der Großteil wird klimaschädlich verbrannt, der Rest deponiert oder exportiert. 

…pro Minute etwa eine Lastwagenladung Plastikmüll in die Weltmeere gelangt. Insgesamt befinden sich etwa 150 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Hochrechnungen zeigen, dass im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren sein werden. 

(Quellen: Greenpeace Österreich, 2022; WWF Deutschland 2024;https://theoceancleanup.com, 16.11.2024)