Extremismus ist in vielen europäischen Ländern ein Problem. Das war der Hintergrund für das von der Europäischen Union aus den Mitteln von Horizon 2020 geförderte Projekt »Partnership against violent radicalization in the cities (PRACTICIES)«. Es baut auf ein Netzwerk von ExpertInnen in ganz Europa, um die Wurzeln von Radikalisierung zu identifizieren und präventiv gegen Extremismen vorzugehen. Die Forscher der FH Salzburg haben zum Abschluss des Projekts ein Handbuch herausgebracht, mit Best-Practice Beispielen für die Sozialarbeit.
Von 2017 bis Sommer 2020 arbeitete ein Forscherteam am Studiengang Soziale Arbeit der FH Salzburg im Rahmen des Projekts PRACTICIES an einem Arbeitspaket mit dem Titel „Citizens Agora und inclusive citizenship education“. An dem internationalen Projekt beteiligten sich neben vielen akademischen Einrichtungen die Städte Nizza, Salzburg und Toulouse sowie eine tunesische Forschungsgruppe. In den letzten zwei Jahren wurden in diesen Städten unter Koordination der FH Salzburg konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe entwickelt, erprobt und evaluiert.
Im Rahmen des Projektes wurden Radikalisierungsprozesse in unterschiedlichen Ländern verglichen und die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen evaluiert«, erläutert Markus Pausch vom Salzburger Projektteam, dem auch Heiko Berner und Nedžad Moćević angehören.
International vernetzt
Der Studiengang Soziale Arbeit ist im Bereich Extremismusprävention (De-Radikalisierung) und Demokratiebildung international bestens vernetzt. Im Projekt PRACTICIES haben die Forscher mit dem „European Forum for Urban Security“ (EFUS) in Paris kooperiert. EFUS hat die Vernetzung zwischen den Städten im Rahmen des Projekts koordiniert: SozialwissenschaftlerInnen, SozialarbeiterInnen und SicherheitsexpertInnen aus Belgien, Lettland, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien und Tunesien profitieren von den Handlungsempfehlungen der Forschungsgruppe.
Handlungsbedarf erkennen
Eine Umfrage unter 12.000 Jugendlichen und Erwachsenen aus 12 europäischen Ländern zeigt, dass Diskriminierung, Perspektivlosigkeit und das Gefühl, nicht an einer Gesellschaft teilhaben zu können, Schlüsselfaktoren für die Entwicklung radikaler Tendenzen sind. Die von den Forscherinnen und Forschern vorgeschlagenen Maßnahmen wurden mit Städten und Universitäten laufend weiterentwickelt. Das Projekt PRACTICIES führte in weiteren Arbeitspaketen zu Sprachanalysen, Interviews und Umfragen zu Extremismus und politischen Einstellungen. Außerdem wurden ein Serious Game und eine Video-Dokumentation entwickelt. Das Ziel: Maßnahmen zu entwickeln um Radikalisierungstendenzen frühzeitig zu erkennen und ihnen entgegen wirken zu können.
Ein Handbuch gegen Radikalisierung
Nach der erfolgreichen Umsetzung vieler Maßnahmen wurden die FH Forscher Heiko Berner und Markus Pausch von der EU Kommission gebeten, die Best-Practice Beispiele in einem Handbuch zusammen zu fassen. Ein Fazit des Forschungsteams: "Citizens Agoras ermöglichen in all ihren Formen Demokratie-Erfahrungen und soziale Teilhabe."
Das Handbuch ist im Sommer 2020 erschienen und steht allen Städten und Interessierten zur Verfügung.
Aus dem Netzwerk und Know-how, das sich durch PRACTICIES entwickelt hat, haben sich weitere Forschungsprojekte ergeben, bei denen die Expertise der FH Forscherinnen und Forscher in der Extremismusprävention und Demokratiebildung gefragt ist.
Über Horizon 2020
Horizon 2020 ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation, gefördert von der Europäischen Kommission. Mit knapp 75 Milliarden Euro wurden Forschungsprojekte gefördert, die in folgenden drei Kernbereichen eingereicht wurden: Wissenschaftliche Exzellenz, Wettbewerbsfähigkeit und Marktführerschaft und große, gesellschaftliche Herausforderungen.
PRACTICIES auf der Website der Europäischen Kommission: https://cordis.europa.eu/project/id/740072
Das Projekt in den Medien
The project PRACTICIES is funded by the European Commission’s Horizon 2020 framework programme for research and innovation under grant agreement No 740072.