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13. Dezember 2022

International Workshop: Green Engineering meets Circular Design

Vom 5. bis 9. Dezember fand - bereits zum 14. Mal - der internationale Workshop mit Studierenden von fünf verschiedenen Universitäten am Campus Kuchl statt. Das Thema verband in diesem Jahr die biobasierte Materialforschung mit zirkulärem Design und brachte somit nicht nur rund 110 Teilnehmende näher zusammen, sondern auch die Studiengänge Holztechnologie & Holzbau (HTB), Holztechnologie & Holzwirtschaft (HTW) und Design & Produktmanagement (DPM).

„In Kuchl haben wir zukunftsfähige Lösungen anzubieten und diesen Input haben die Studierenden am Anfang der Woche aufgenommen. Richtig spannend wird es, zu sehen, wie sie das Thema mit ihren verschiedenen kulturellen und fachlichen Hintergründen für ihre Teamarbeit interpretieren“, erklärt Michael Ebner, Senior Lecturer in den Studiengängen DPM und HTB. Die Studierenden aus der Türkei, Georgien, Tschechien, Deutschland und Österreich bringen Kenntnisse in der Innenarchitektur, Holztechnologie, Möbelgestaltung, Industrie- und Produktdesign bis hin zur Textilgestaltung mit und sollten im Laufe der Woche in gemischten Teams die Aufgabenstellung bearbeiten.

Biobasierte Materialien für zukunftsfähiges Design

Der Workshop zielte darauf ab, die Möglichkeiten des neu geschaffenen Departments „Green Engineering and Circular Design“ am Campus zu nutzen und die biobasierte Materialforschung der Studiengänge HTB/HTW als Grundlage für den Designprozess zu nehmen. „Wir langweilen die Designer nicht mit Designvorträgen. Stattdessen wollten wir fachfremden Input aus der Welt der neuen Materialien geben und schauen, was sie daraus machen“, so Ebner.

Nach der Begrüßung durch DPM-Studiengangsleiter Günter Grall, sprach Departmentleiter Alexander Petutschnigg die einleitenden Worte und wünschte den Teilnehmenden alles Gute für die kommenden fünf Tage. Der anschließende Impulsvortrag von Markus Petruch, Mitautor des Buchs „Der Stoff, aus dem die Zukunft ist“, konfrontierte die Studierenden mit dem Thema Bioökonomie und innovativen, biobasierten Materialien aus Algen, Pflanzen, Mikroorganismen und Reststoffen, die als Inspiration für die Aufgabenstellung dienen sollten.

Weiteren Input lieferten die Forschenden aus dem Bereich Holz- und biogene Technologien: Stefan Kain mit 3D- und 4D-Druck aus Ligno-Cellulose-Materialien, Felix Prändl mit dem Upcycling von Biertreber, Thomas Sepperer mit seiner Forschung zu Schäumen aus Holzextrakten und Alina Meindl, die an einem Prozess zur künstlichen Photosynthese arbeitet, um daraus klimaneutrale Treibstoffe herzustellen. Aufbauend auf dieser Thematik und ausgestattet mit Fachliteratur und Materialproben aus der Kuchler Forschung, war es dann Aufgabe der Studierenden Konzepte für Architektur und Produktdesign zu entwickeln.

Fremde werden zu Freunden

Neben der Bahçeşehir University Istanbul, die seit Beginn der Workshopreihe vor 14 Jahren jedes Mal zu Gast war, nahmen auch wieder Vertreter*innen der tschechischen Brno University of Technology teil. Zum ersten Mal dabei waren Teilnehmende der Hochschule für Technik Stuttgart und der Tbilisi Art Academy aus Georgien. Für Hande Kurnaz, Dozentin an der Bahçeşehir University, die bereits als Studentin am Workshop in Kuchl teilgenommen hat, ist die Woche ein Highlight im Studienjahr:

„Die diversen Kulturen inspirieren sich gegenseitig und das ist klar erkennbar im Endergebnis der Gruppenarbeit. Dabei lernen die Studierenden einerseits ein neues Thema kennen, andererseits auch viel über sich selbst und wer man sein möchte. So war es auch bei mir: Ich bin nun in der Lehre tätig und kann das, was ich in Kuchl gelernt habe, in meinem Unterricht anwenden.“, beschreibt Hande Kurnaz.

Mindestens genauso wichtig war das kulturelle Rahmenprogramm abseits des Hörsaals. Statt einer rein akademischen Konferenz sollte die Möglichkeit für echte Begegnungen und Erlebnisse geschaffen werden, die Freundschaften und gemeinsame Erinnerungen entstehen lässt. So gehörten der Krampuslauf in Kuchl mit seinen intensiven Eindrücken genauso zum Workshop wie der Besuch auf dem Salzburger Christkindlmarkt. Auch eine Führung durch die Stiegl Brauerei und der Besuch des Hangar 7 am Salzburger Flughafen waren Teil des Programms.

Komplexe Probleme fordern intensive Zusammenarbeit

Bis zur Abschlusspräsentation am Ende der Woche, arbeiteten die Gruppen intensiv an ihren Projekten. Ihre Konzepte sollten die Teilnehmenden nicht nur skizzieren und digital visualisieren, sondern auch als Prototypen in der Werkstatt bauen. Beflügelt wurde die Kreativität dabei von den unterschiedlichen Perspektiven in den gemischten Teams. Für Michael Ebner ist dieser „Blick über den Tellerrand“ einer der großen Vorteile des Workshops:

„Manchmal liegt die Lösung nicht in der eigenen Disziplin, sondern in der benachbarten. Das ist die Chance an kulturell und fachlich diversen Events wie diesem: Es entstehen Begegnungen und Gespräche, die sonst nie stattfinden würden“.

Die Ergebnisse der einwöchigen Arbeit waren entsprechend vielfältig: von einem Interiorkonzept aus biogenen Rohstoffen der verschiedenen Teilnehmerländer, über ein DIY-Spielzeug aus organischen Reststoffen, zu innovativen Leuchtkonzepten aus Bambus oder Mikroalgen, einem Vorhangsystem aus Schafwolle, bis hin zu Mehrweg-Lebensmittelverpackungen aus Eierschalen und biobasierten Kunststoffen.

Nächster Workshop in Istanbul

Nach zwei Jahren ohne Präsenzworkshop waren alle Beteiligten froh, sich wieder persönlich begegnet zu sein. „Das Online-Format kann solche Treffen nicht ersetzen, das haben wir in den letzten zwei Jahren festgestellt. Es braucht die persönliche Auseinandersetzung und Zusammenarbeit, ein echtes Gesicht statt nur einem Profilbild auf dem Bildschirm“, so Ebner.

Der vom DPM-Team um Günter Grall, Marcus Schranzer, Michael Ebner und Ulrike Szigeti organisierte Workshop wurde von Erasmus+ und dem OeAD-Austauschprogramm unterstützt. Das nächste Treffen ist bereits in Planung und wird im Frühsommer 2023 in Istanbul und Kappadokien stattfinden.