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19. September 2022

Gabriele Güntert: mehr als 30 Jahre für die Ergotherapie

Fast 200 Absolvent*innen hat Gabriele Güntert im Laufe ihrer 30-jährigen Karriere in der Ergotherapie ins Berufsleben entlassen. Im Herbst wird sie noch eine Lehrveranstaltung als externe Lehrende weiterführen, bevor sie dann endgültig in den Ruhestand geht. Wir blicken gemeinsam mit Gabriele Güntert auf ihre lange Zeit in der Ergotherapie-Ausbildung zurück.

Angefangen hat alles in Bad Häring, wo Gabriele Güntert aufwuchs und maturierte. Nach der Matura zog es sie nach Innsbruck, wo sie 1983 die Ausbildung an der Schule für Beschäftigungs- und Arbeitstherapie abschloß, Nach einigen Jahren in Oberösterreich kam sie nach Salzburg und baute beim AVOS - Arbeitskreis für Vorsorgemedizin Salzburg den Bereich Ergotherapie mit auf. Nebenbei begann sie als externe Lehrende an der Schule für Beschäftigungs-und Arbeitstherapie in Salzburg und arbeitete später parallel auch in der Geriatrie in der Christian Doppler-Klinik.

Von der Schule bis zum Bachelor

Studienberatung beim Open House der FH Salzburg.
Studienberatung beim Open House der FH Salzburg.

Im Laufe der Jahrzehnte hat Gabriele Güntert die akademische Weiterentwicklung der Ergotherapie nicht nur mitverfolgt, sondern aktiv mitgestaltet. Ein erster Schritt war die Umstellung zur Akademie für Ergotherapie und dann die Überführung in einen Bachelorstudiengang an der FH Salzburg, zwischen 2005 und 2007. „Die Arbeit mit Klient*innen war mir immer am Wichtigsten. Mit der Umstellung auf ein Bachelorstudium musste das Praktikum deutlich gekürzt werden und ich hatte anfangs große Zweifel. Aber die positiven Rückmeldungen der Praktikumsgeber*innen hat mir gezeigt, dass der Schritt richtig war. Die laufenden Evaluierungen und Re-Akkreditierungen sind außerdem wichtige Werkzeuge, um immer wieder den Ist-Stand zu reflektieren und die Lerninhalte an aktuelle Entwicklungen anzupassen“, fasst sie die Zeit seit der Bacheloreinführung zusammen. „Ich bin sehr überzeugt, dass die enge Kombination aus Theorie und Praxis notwendig ist und eine perfekte Basis für den Berufseinstieg bietet“, ergänzt sie.

Das Studium ist derzeit eine Jobgarantie und die Ausbildung an der FH Salzburg ein Qualitätsgarant, wie die Rückmeldungen aus der Praxis zeigen: „Es macht mich persönlich stolz, dass ich so viele positive Rückmeldungen aus der Praxis über unsere Absolvent*innen bekomme. Die Mehrheit unserer Studierenden hat noch vor der Abschlussprüfung ein Angebot für eine Festanstellung“.   

Welttag der Ergotherpie
Welttag der Ergotherpie
Mit AK-Förderpreisgewinnerinnen
Mit AK-Förderpreisgewinnerinnen

Ein Berufsbild im Wandel

Wie hat sich das Berufsbild in den letzten 30 Jahren gewandelt? Wo liegen heute die Schwerpunkte in der Ergotherapie? Gabriele Güntert hat die Wandlung von einer rein im Krankenhaus/ Rehabilitationszentrum angesiedelten Therapietätigkeit zu mehr Selbstständigkeit miterlebt und mitgestaltet: „Ergotherapie war lange fast ausschließlich im Akut und Reha-setting verwurzelt, also zum Beispiel klassisch bei der Behandlung von Schlaganfall-Patient*innen, von Menschen mit Handverletzungen oder mit psychischen Erkrankungen. Über die letzten Jahrzehnte sind neue Handlungsfelder hinzugekommen: u.a. die freien Praxen im pädiatrischen Bereich, Ergotherapie im Bildungssektor, Ergotherapie mit erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund und die Arbeit mit traumatisierten Menschen z.B. nach einer Flucht. In den letzten Jahren haben auch der Bereich der Gesundheitsbildung – und förderung, sowie die Ergotherapie in der Community, also direkt im Gemeinwesen, an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung muss das Curriculum des Studiengangs natürlich abdecken und sich daher laufend auf die aktuelle Situation in der Gesellschaft einstellen.“

Ganz nach ihrem, beziehungsweise dem ergotherapeutischen Leitfaden, dass Handeln bedeutsam für die Gesundheit ist, hat sich Gabriele Güntert in den letzten Jahren intensiv dem Thema Achtsamkeit und v.a. dem achtsamen Handeln in der Ergotherapie gewidmet und das Thema auch im Curriculum – österreichweit einzigartig – verwurzelt. „Wie kann ich mein Handeln achtsam planen im Sinne der Gesundheitsförderung? Wie bleibe ich in meinem Beruf gesund? Wie kann ich Klient*innen begleiten, ihr eigenes Handeln bewusst zu gestalten?“, fasst sie das Thema zusammen.

Projekt-Highlights

Zwei Projekte sind Gabriele Güntert im Laufe der Jahre besonders am Herzen gelegen. Das Projekt „Seelennestchen“, das gemeinsam mit dem Studiengang Hebammen umgesetzt wurde. Die Ergotherapie-Studierenden filzten „Nestchen“ für Sternenkinder, Babys, die bei der Geburt, oder noch im Mutterleib, verstorben sind. Die Seelennestchen vermitteln Geborgenheit und helfen Eltern dabei, ihr Baby zu verabschieden.

Ein zweites Projekt realisierte sie gemeinsam mit der Lebenshilfe Salzburg. „Free hugs“ war das Motto der Aktion, bei der mit Klient*innen der Lebenshilfe auf dem Residenzplatz in Salzburg Umarmungen verteilt wurden. „Durch die Begegnung und körperliche Nähe der Umarmungen sind Gespräche entstanden, Hürden wurden überwunden und das war ein unglaublich bereichernder Moment für alle Beteiligten“, erzählt sie. 

Die langjährige Lehrende blickt zufrieden zurück:

„Ich habe meine Arbeit wirklich geliebt und nun ist diese Aufgabe erfüllt. Ich danke all meinen inneren und äußeren Begleiter*innen auf dieser beruflichen Reise von Herzen – ich durfte viel von und mit euch lernen!“

Einen Wordrap zur Pensionierung mit Gabriele bietet der aktuelle „Semesterletter“ des Studiengangs Ergotherapie. Darin fasst sie ihre persönlichen Highlights nochmal folgendermaßen zusammen:

„...die vielen wunderbaren jungen Menschen die ich kennenlernen und ein Stück ihres Weges begleiten durfte; die Welttage der Ergotherapie die wir oft so kreativ und bunt zelebriert haben; die Posterpreise und Wissenschaftspreise der Studierenden; die Begegnungen mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten unseres Berufes; die vielen tollen Gesundheitsförderungsprojekte mit Kooperationpartner*innen; die strahlenden Augen der Absolvent*innen und ihrer An/ Zugehörigen bei der Sponsion; die wunderbare Zusammenarbeit mit Erich und danach mit Katharina; die große Unterstützung vieler Kolleg*innen aus der Praxis und Lehre – ihre Loyalität und Identifikation mit dem Studiengang; All das fühlt sich an wie ein großer weicher Teppich der mich immer getragen hat.“

Die FH Salzburg bedankt sich für ihren unermüdlichen Einsatz und wünscht Gabriele Güntert alles Gute für den neuen Lebensabschnitt!

Projekt Free Hugs

Video zum Projekt Free Hugs des Studiengangs Ergotherapie in Kooperation mit der Lebenshilfe Salzburg und der Stadt Salzburg.

Zum Video