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26. Februar 2024

Fortschritt durch Lernen

Holztechnologie & Holzbau-Absolvent Vladimir Nedic hat nach seinem Masterabschluss einen steilen Karriereweg hingelegt: Zuerst als Assistent der Produktionsleitung bei Sonae Arauco, stieg er dort auf in die Technologie- und Produktionsleitung und ist nun Werksleiter bei Swiss Krono im brandenburgischen Heiligengrabe. Beim Besuch seiner alten Hochschule in Kuchl ergab sich die Gelegenheit zum Gespräch, in dem er Einblicke in seinen bisherigen Karriereweg und seine Leidenschaft für seinen Beruf gibt.

Lieber Vladimir, was fasziniert dich am Thema Holz und wie bist du dazu gekommen?

In meiner Familie väterlicherseits gibt es bereits Generationen zurück Erfahrungen mit dem „Tischlertum“, welche durch meinen Großvater heute noch mit Leidenschaft gelebt wird. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass mich dies von klein auf bereits geprägt und teilweise unbewusst beeinflusst hat. Schulisch bin ich noch vor meiner Matura über den Tag der offenen Tür auf die Fachhochschule und deren Standort in Kuchl gestoßen, was mir sozusagen den letzten „Impuls“ gegeben hat mich für diesen Weg zu entscheiden. Beruflich konnte ich erste Erfahrungen über Praktika im Furnier- und Plattenbereich im In- und Ausland sammeln. Die ersten Kontakte entstanden tatsächlich auch über die FH. Vor allem im Bereich der Platten hat mich zu dieser Zeit besonders die Verfahrenstechnik dahinter interessiert, das heißt das Zusammenspiel aus Maschinen, gesamten Anlagen, der Qualität und der Naturwissenschaften dahinter.  Mit den Jahren und den gewachsenen Anforderungen, bedingt durch meine beruflichen Funktionen in den Betrieben, ist auch eine Begeisterung für die betriebswirtschaftliche und logistische Komponente entstanden.

Warum hast du dich für das Studium in Kuchl entschieden?

Wie eingangs erwähnt fing alles am Tag der offenen Tür an. Dass mich das Studium aber mit der Zeit so faszinieren würde war damals nicht zu erahnen. Ich hatte damals einfach das Gefühl eine gewisse Grundordnung, Struktur und Kompetenz in Kuchl vorzufinden, welche ich so in dieser Form bei anderen Bildungsinstitutionen in der Umgebung nicht erkannt habe. Außerdem war die gute Verkehrsanbindung zu meinem Heimatstadt Salzburg als damals noch Jugendlicher ein großes Thema für mich. Auch die Arbeit in Projekten, in denen man teilweise auf sich selbst angewiesen ist, oder in Gruppen zum gewünschten Erfolg aber auch Misserfolg kommt, hat mich interessiert.

Welche Kenntnisse hast du hier erlangt und was davon ist dir in deinem jetzigen Job besonders hilfreich?

Abgesehen von den selbstverständlich immer nützlichen (auch privat) naturwissenschaftlichen Kenntnissen hat mich auch die wirtschaftliche Seite der Ausbildung in Kuchl sicherlich weitergebracht. Aber auch Vorlesungen aus dem sozialen Bereich helfen mir heute noch bspw. im Bereich Personalmanagement. Die internationale Diversität der Vortragenden und (Austausch-)studierenden hatte definitiv mindestens genauso viel positiven Einfluss auf meine persönliche Entwicklung. Zusätzlich waren Grundlagen im Bereich digitalen Transformation, welche in der Holwerkstoffbranche einen immer bedeutenderen Stellenwert einnimmt, sehr hilfreich. Schlussendlich kann ich den gesamten Lehrplan als Grundlage bezogen auf die Holzindustrie als sehr positiv bewerten. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alle Vorlesungen mit noch offeneren Ohren und Augen besuchen!

Worum ging es bei deiner Abschlussarbeit?

Bei meiner Diplomarbeit zum Abschluss des Masterstudienganges „Holztechnologie und -wirtschaft“ ging es um naturfasergewebeverstärkte Furniersperrholzplatten, welche zu einem späteren Projektzeitpunkt als Sitzschale für E-Autos dienen sollte. Naturfasern aus lignozellulosem Material besitzen immense (Zug-)festigkeiten, wodurch die technische Grundlage für einen solchen Anwendungszweck gegeben sein sollte. Aus wirtschaftlicher Sicht besitzt das Material geringe Rohdichten, welche die Logistik positiv beeinflussen, und ist in seiner Grundform in großen Mengen verfügbar. Leider wird dieses Material aktuell größtenteils (noch) nicht zur Weiterverarbeitung und Entstehung neuer Produkte verwendet, allerdings ist hier durch die technische Vielfältigkeit und die aktuelle, höchstwahrscheinlich auch zukünftige, politische Ausrichtung ein gewisser Druck vorhanden.

Was hat dir am besten am Studium an der FH Salzburg gefallen? Was wird dir immer in Erinnerung bleiben?

Das Nonplusultra für mich waren die Arbeiten im Labor, sprich die Transformation des gerade erlangten theoretischen Wissens in die Praxis. Hier konnten wir immer in Abhängigkeit und späterer Betrachtung der Produkteigenschaften die Auswirkungen unserer neuen Kompetenzen bestaunen. Natürlich gingen oft Versuche auch schief, aber das gehört zum Leben und fördert ganz klar die persönliche Entwicklung. Einen Punkt, habe ich zu dieser Frage aber noch, und zwar fand ich es immer herausragend, wenn der ein oder andere Professor seine Kontakte in der Wirtschaft spielen hat lassen und Kollegen aus dem Arbeitsleben (teilweise auch Absolventen aus Kuchl) uns mit Vorträgen aus ihrem Berufsleben beglückt haben. Hier war aus meiner Sicht auch ganz deutlich zu erkennen, dass wir durch das gewählte Studium in Kuchl eben nicht auf dem „Holzweg“ waren.

Wie ist dein Karriereweg verlaufen (vor & nach dem Studium)?

Grob gesagt teilt sich mein Leben in zwei Welten. Die eine war die berufliche Fußballwelt in hochklassigen österreichischen Vereinen (Red Bull Salzburg, Austria Salzburg, SV Grödig) – die andere, die eher weniger aufbrausende, Welt meiner schulischen Ausbildung und des Berufslebens in der Holzindustrie. Der Fußball hat mich durch all seine schönen, aber auch hässlichen Facetten geführt und mir geholfen zu verstehen, was Erfolg und Misserfolg auf und außerhalb des Platzes bewirken können und wie mein Kopf und Körper darauf reagieren. Auch, wie eine Gruppe funktioniert und wie eine solche angeführt wird habe ich hier bis heute mitnehmen können. Insgesamt eine Erfahrung, welche ich auf gar keinen Fall missen will! Der Fußball begleitet mich übrigens bis zum heutigen Tag, wenngleich nicht mehr so professionell wie damals.

In der Holzindustrie erhielt ich, wie anfangs erwähnt, über Praktika bei den Unternehmen J.u.A. Frischeis (Furnierherstellung- und -handel) bzw. Kronospan (Holzwerkstoffindustrie in der Tschechischen Republik) einen ersten realen Einblick in die holzverarbeitende Industrie. Kurz danach, ebenfalls noch während meines Studiums in Kuchl, erlangte ich eine Teilzeit-Stelle beim Salzburg Unternehmen Kaindl in der Stadt Salzburg, wo ich mich technologisch in der Plattenfertigung weiterbilden konnte. Im Anschluss kam es über einen Kontakt aus meiner Vergangenheit so, dass ich für ein Unternehmen aus Kopenhagen angeheuert habe, welches mir erlaubte, mich mit der Sägewerksindustrie weltweit und dem Vertrieb von Schnittholzprodukten nach VR China zu beschäftigen. Nach dem Masterstudium ist in kurzer Zeit viel passiert bei mir: ich habe mich zum einen zum Doktorat an der Mendel-Universität in Brünn (Tschechische Republik) inskribiert und werde vom Kuchler Professor Marius Barbu betreut, mit dem ich bereits meine Diplomarbeit geschrieben habe. Zum anderen habe ich einen anderen Berufsweg eingeschlagen – nämlich jenen zurück zu den Holzwerkstoffen. Dieser Weg hat mich nach Nettgau (Sachsen-Anhalt, Deutschland) zum Unternehmen Sonae Arauco (ehemals Glunz AG) geführt. Hier fing ich als Technologe in der Spanplattenindustrie an, wurde kurz darauf eingeladen den Posten als Produktionsleiter Beschichtung anzunehmen, um schlussendlich wieder bei der Spanplattenproduktion zu landen – diesmal allerdings als Produktionsleiter. Wenige Zeit später kam eine erneute Anfrage, diesmal von einem Mitbewerber. Diese Möglichkeit hatte mich überzeugt und so wurde ich Werkleiter in Heiligengrabe (Brandenburg) beim Unternehmen Swiss Krono. An alle Leser: Ja, es ist in kurzer Zeit viel passiert bei mir.

Wie siehst du die Zukunft von Holz oder biobasierten Materialien und "erneuerbarem Kohlenstoff" im weitesten Sinne?

Die politische Marschroute in den meisten Staaten der Welt ist klar – diese bildet aus meiner Sicht auch den Grundstein und den notwendigen Druck. Großes Potenzial sehe ich im Bauwesen, wo durch den Rohstoff Holz der CO2-Ausstoß signifikant verringert werden kann. Gerade auch durch die Holzwerkstoffe, welche je nach Anwendungszweck sogar kontrolliert bessere Eigenschaften als Vollholz hervorbringen können. Hier spielt ebenfalls die Verwertung des gesamten Rohstoffes eine Rolle. Bei Life Cycle Assessments sind Produkte, welche mehrheitlich aus lignozellulosen Materialien bestehen, im Vergleich zu anderen Rohstoffen deswegen meist ganz vorne. Technisch bringt der Rohstoff Holz ebenfalls einige Vorteile gegenüber anderen Rohstoffen mit sich, wenn ich beispielsweise an den Brandschutz und dessen hervorragende Berechenbarkeit denke. Ein Irrtum, welchen ich aus der Holzwerkstoffbranche bestätigen kann, ist, dass viele Menschen die Vorstellung haben, dass eine Vielzahl an Bäumen gefällt werden muss, um Holzwerkstoffe herzustellen. Je nach Produkt wird ein hoher Recyclingholzanteil aus alten Möbeln etc. zugeführt und auf der anderen Seite in den meisten Werken kein Frischholz, sondern Industrierestholz verwendet wird. Bei dieser Thematik wird die Welt der Holzwerkstoffe leider immer noch durch mangelnden Einblick in die Prozesse zu Unrecht falsch dargestellt.

Warum sollte sich jemand für dieses Thema interessieren oder gar eine akademische Ausbildung darin anstreben?

Es liegt in unser aller Interesse noch lange auf diesem tollen Planeten zu verweilen und vor allem unseren Nachfolgegenerationen mindestens dieselben tollen Erlebnisse zu gönnen, wie wir sie hatten. Daher ist dieses Thema alleine aus dieser Sicht nicht nur interessant, sondern auch relevant. Auf der anderen Seite ist Holz ein hervorragender technischer Stoff, welcher sich zerteilen, trennen, mischen und agglomerieren lässt – klingt fast nach Magie. Und seien wir uns ehrlich: Jeder von uns wollte schon mal etwas Zaubern.

Wie sieht deine Freizeit aus? Abseits vom Arbeitsalltag?

In meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit sportlichen Aktivitäten wie Fußball, Handball, Schwimmen oder besuche andere Länder, Städte, Konzerte.

Gibt es noch etwas, was du Studieninteressierten mit auf den Weg geben willst, die überlegen, wohin ihr Weg führen soll?

Eigentlich nur ein Zitat, nach welchem ich auch versuche zu leben (übersetzt aus dem Englischen):

Versuchen Sie immer zu lernen. Etwas Neues zu lernen ist ein tolles Gefühl – das Gefühl des Fortschritts.