Am Campus Kuchl war sie die Schaltzentrale für alle internationalen Belange, hat unzählige Incoming-Studierende aus aller Welt betreut und Outgoings ins Ausland vermittelt, den europäischen Hochschulraum mitentwickelt sowie die Lehre an der FH Salzburg entscheidend mitgestaltet: Mit Anfang Oktober schied International Coordinator und Vizerektorin Ulrike Szigeti aus ihrem Amt.
In einem feierlichen Akt am Campus Urstein ist Ulrike Szigeti nach 27 Jahren an der Fachhochschule Salzburg in den Ruhestand verabschiedet worden. Sie kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken, die bis an die Anfänge des Hochschulcampus in Kuchl zurückreicht. „Ich habe damals an der Universität Salzburg am Institut für Romanistik unterrichtet und sah, dass für den neu gegründeten Studiengang in Kuchl jemand für den Spanischunterricht gesucht wurde. Ich traf mich mit Reinhard Lackner, dem damaligen Studiengangsleiter, und bald darauf hatte ich eine Anstellung als externe Lehrbeauftragte. Erst beim Diplomstudiengang Holztechnologie & Holzwirtschaft, später kam auch noch der Designstudiengang dazu“, so Ulrike.
Während sie anfangs noch zwischen dem musischen Gymnasium, der Universität Salzburg und der Fachhochschule pendelte, kam 2003 die Vollzeitanstellung in Kuchl. Der Zeitpunkt war günstig, denn die Änderungen der europäischen Hochschullandschaft durch den Bologna-Prozess erforderten eine Ansprechperson am Campus für den Bereich Internationalisierung – eine perfekte Position für die Romanistin, die nicht nur großes Interesse an interkulturellen Themen, sondern auch Projekterfahrung aus ihrer Zeit an der Universität mitbrachte. „Damals herrschte Aufbruchsstimmung und großer Wille zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums. Wir konnten leicht Erfahrungen sammeln und dieses Wissen auch wieder anderen Partnern weitergeben“, so Ulrike. Sie ging in dieser Rolle auf, arbeitete eng mit dem Team am Campus Urstein zusammen und war in Kuchl die zentrale Anlaufstelle für alle internationalen Belange.
Die Anzahl ihrer Aufgaben wuchs mit den Jahren auch über das Thema Internationalisierung hinaus. Im Jahr 2011 übernahm sie den Bereich Hochschuldidaktik und arbeitete mit einem Team aus vier Personen ein hochschuldidaktisches Leitbild und das Portfolio zur Professionalisierung der Lehre an der FH Salzburg aus. Dort konnte sie ihr Wissen aus zahlreichen Weiterbildungen im didaktischen Bereich einbringen. Auch in den letzten vier Jahren als Vizerektorin konnte sie in Sachen Didaktik einiges bewegen. „Wir hatten gerade damit begonnen das E-Learning System aufzubauen. Mehrere Monate planten wir, kamen aber nicht so recht mit der Umsetzung voran. Dann kam Corona und auf einmal ging alles ganz schnell.“ Im Lauf der Zeit hat sie auch ein Gespür für Themen der Holzwelt entwickelt und dort ihre internationale Perspektive mit eingebracht. Sie konnte als Teil von Entwicklungsteams die Studienpläne mitgestalten, die Leitfäden für Abschlussarbeiten ausarbeiten und die entsprechenden Begleitseminare durchführen.
Erfolg durch Zusammenarbeit
Zu den Highlights ihrer Laufbahn zählen die Exkursionen, die sie mitorganisieren durfte. Mit den Spanischkursen ging es nach Madrid und Barcelona, aber auch mehrmals nach Südamerika. „Unsere Postdoc Mitarbeiterin aus Mexiko benötigte für ihre Forschung spezielle Tropenhölzer aus Südamerika. Also haben wir in Chiapas die Kontakte hergestellt; und wir sind gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden durch ganz Chile gereist und haben unsere Partnerhochschule in Valdivia besucht“, erzählt Ulrike. Auch an das Intensive Program „Building with Sustainable Materials“ von Michael Ebner, welches sie administrativ betreute, erinnert sie sich gerne zurück. In einer Reihe von mehreren Workshops erforschten Studierende Prinzipien des nachhaltigen Bauens an den jeweiligen Standorten der Projektpartner in Kuchl und Goldegg, Brünn, Seinäjoki sowie Barcelona. Sie sieht den Erfolg der durch Erasmus und Erasmus+ finanzierten Projekte auch in der kooperativen Herangehensweise am Campus: „In Kuchl hat es immer gut funktioniert alle bei diesen Projekten mitzunehmen, denn zum einen waren unsere Vortragenden immer sehr offen dafür, zum anderen haben wir diese Veranstaltungen gemeinsam als internationale Workshops konzipiert, die auf das Curriculum und die Lehrinhalte unserer Vortragenden abgestimmt waren.“ Dazu trug auch die unkomplizierte Arbeitsweise am Campus bei, denn gerade Kuchl habe sich den Ruf erarbeitet, auch spontan und ohne großen Vorlauf Projekte umsetzen zu können, so Ulrike.
Die Rolle der internationalen Zusammenarbeit in der heutigen Zeit kann sie gar nicht hoch genug bewerten: „Eine Hochschule, die sich als abgeschlossener Kosmos versteht, hat keine Chance. Gerade in Europa sind wir wirtschaftlich und gesellschaftlich so eng miteinander verflochten, dass wir dies schon in der Bildung vorleben müssen. Durch Erasmus+ wurde ein weltweit einzigartiges und erfolgreiches Modell geschaffen, welches diese Art von interkultureller Zusammenarbeit ermöglicht und an dem sich mittlerweile auch andere Weltregionen orientieren.“ Nur durch Kooperation und Austausch sei es möglich ein gemeinsames und stabiles Europa aufbauen, dass mit Resilienz auf Krisen reagiert. Die Rolle des International Academic Advisor am Campus sieht sie in besten Händen, schließlich bringt ihr Nachfolger Günter Berger viel Erfahrung diesbezüglich mit, nicht zuletzt durch die Schaffung der intereuropäischen „Virtual Wood University“, die nun in größerem Maßstab weitergeführt werden soll.
Nach der aktiven Zeit: weiterbilden und Kontakte pflegen
Ganz ohne interkulturellen Austausch und Bildung geht es für Ulrike auch in ihrem Ruhestand nicht. Als Mitglied im Leitungsgremium der Aktion Österreich – Tschechische Republik will sie Tschechisch lernen und ihr Nachbarland besser kennenlernen. Zudem hat sie noch eine andere schöne Aufgabe vor sich, die ebenfalls internationalen Austausch verspricht: Zu ihrem Abschied hat sie von zahlreichen Kolleg*innen anderer Partnerhochschulen Briefe und Postkarten bekommen, die sie nun alle beantworten will.