Nicht nur der Energieverbrauch während der Nutzung kann bei Gebäudetechnik optimiert werden, sondern auch ihr ökologischer Fußabdruck in Herstellung und Nachnutzung: Das gemeinsame Forschungsprojekt „BiBi-TGA“ von Smart Building und Holztechnologie & Holzbau zusammen mit dem wirtschaftlichen Forschungspartner NaKu e.U untersuchte das Substitutionspotenzial von herkömmlicher Gebäudeausrüstung durch biogene Ressourcen in Bürogebäuden. Die Ergebnisse wurden am 11. November der Öffentlichkeit präsentiert.
Elektrotechnik, Heizungsanlagen, Lüftungssysteme: Die moderne Gebäudetechnik ist vor allem auf Energieeffizienz in der Nutzungsphase getrimmt.
Weniger werden hingegen andere Lebenszyklusphasen der eingesetzten Technik auf ihre ökologische und energetische Optimierungspotenziale untersucht, wie beispielsweise die Herstellung oder das „End-of-Life“, also das Recycling oder die Entsorgung nach der Nutzung. Der aktuelle Stand der Forschung weist darauf hin, dass hier durch intelligenten Materialeinsatz für die Gebäudetechnik viel zur Verbesserung der Ökobilanz im Bau beigetragen werden kann.
Die Untersuchung dieser Verbesserungsmöglichkeiten in der Herstellungsphase („Cradle-to-Gate“) war Ziel des Forschungsprojektes "BiBi-TGA, Potenzial der ökologischen Optimierung technischer Gebäudeausrüstung durch den Einsatz biogener Materialien" an der FH Salzburg, welches als Kooperation zwischen den Studiengängen Smart Building, Holztechnologie & Holzbau und NaKu e.U., einem österreichischen Pionierunternehmen der biobasierten Kunststoffherstellung, durchgeführt wurde. Anhand eines real bestehenden Referenzgebäudes wurden Gebäudetechnikkomponenten identifiziert, welche die größten Möglichkeiten zur Verbesserung ihres Treibhauspotenzials (Global Warming Potential, GWP) boten.
Die Gesamtbetrachtung zeigte: Obwohl die Gebäudetechnik in Bezug auf das Gesamtgebäude nur einen Bruchteil der verbauten Masse ausmacht, trägt sie zu mehr als 10 Prozent zum Treibhauspotenzial der Herstellungsphase bei.
Eine Substituierung der erdölbasierten Komponenten durch Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen kann hier deutliche Verbesserungen bringen.
Die Vorstellung der Projektergebnisse in einer Online-Veranstaltung traf bei den rund 45 Teilnehmenden auf reges Interesse
Werner Balika von Innovation Salzburg führte durch die verschiedenen Vorträge aus Forschung und Industrie. Jakob Weithas und Leonhard Eitzinger-Lange (Smart Building, FH Salzburg) und Fabian Coosmann (NaKu e.U.) stellten den Projektverlauf vor und gaben einen Ausblick zu weiteren Entwicklungen im Bereich der Gebäudetechnik.
Stephan Schuschnigg von der Montanuniversität Leoben referierte über die Eigenschaften von Biopolymeren und die Herausforderungen, sie auf Anlagen zu verarbeiten, die klassischerweise für erdölbasierte Materialien ausgerichtet sind. Stefan Kain, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus Kuchl, gab einen Einblick in den 3D-Druck als Spezialmöglichkeit zur Verarbeitung von biobasierten, thermoplastischen Kunststoffen. Hierbei können organische Reste aus Land- und Forstwirtschaft als Grundlage der Druckfilamente genutzt werden und deren spezifische Materialeigenschaften wie beispielsweise die Feuchtesensibilität gezielt eingesetzt werden.
Die Perspektive aus der kunststoffverarbeitenden Industrie zeigte Divya Tirukolluri von Dietzel Univolt: Das in Wien ansässige Großunternehmen stellt Komponenten für die Elektrotechnik her und beschäftigt sich auch in Projekten mit dem Einsatz von biobasierten Kunststoffen. In der abschließenden Fragerunde zeigten die Teilnehmenden sichtliches Interesse und Neugierde an den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Biopolymere und biobasierte Gebäudetechnik.
Das Forschungsprojekt wurde gefördert durch „Stadt der Zukunft", einem Forschungs- und Technologieprogramm des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität Innovation und Technologie. Es wurde im Auftrag des BMK von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gemeinsam mit der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (AWS) und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) abgewickelt.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden sich hier:
https://www.fh-salzburg.ac.at/forschung/forschungsgruppen/smart-building-und-smart-city/projekte#c14754