Im Zuge der "Circular Materials"-Ausstellung in der Initiative Architektur wurde ein Architekturwettbewerb unter dem Motto "Traumhaus der Zukunft" ausgetragen, der Brücken baut – hinein in die virtuelle Welt von Minecraft. Die verbindenden Elemente sind die Materialien, denn die biogenen Rohstoffe sind unlängst auch im bisher erfolgreichsten Computerspiel des 21. Jahrhunderts angekommen.

Mit 15 Holz- und Bambusarten, Lehm-, und Tonziegel, Seetang-, Stroh-, und Moosblöcke gibt es bereits eine Vielzahl von Alternativen zum klassischen Beton und Stein. Aus Blumen und Gräser werden Farbstoffe für Wolle und Keramiken hergestellt. Viele der genannten Werkstoffe gab es in der “Circular Materials”- Ausstellung zum Sehen und Anfassen. Der Übergang von real zu digital ist fließend und die beiden Welten bieten einander viel Raum für Inspiration. Was in einer Welt noch erforscht wird, wird in der anderen bereits umgesetzt. So lautete das Thema des Architekturwettbewerbs „Das Traumhaus der Zukunft“. Gespielt wurde im sogenannten „friedlichen Überlebensmodus“, das bedeutet, den Teilnehmer*innen stehen nicht unendlich Ressourcen zur Verfügung. Sie müssen selbst durch die Gebiete ziehen und Rohstoffe abbauen und ernten. Der Inventarplatz ist allerdings begrenzt, daher muss jede*r zum Ausgangspunkt zurückkehren und die gesammelten Rohstoffe einlagern oder auf den zugewiesenen Bauflächen direkt verbauen. Allen Spieler*innen wurde jeweils eine Fläche von 16x16 Blöcke zur Verfügung gestellt, die nicht von anderen verändert, aber betreten werden konnte.
3 Tage Kreativität und eine hochkarätige Jury
Der Wettbewerb war für drei Tage angelegt. Die Teilnehmer*innen hatten somit genug Zeit Rohstoffe zu sammeln und ihre Konzepte umzusetzen. Insgesamt hatten sich 16 Spieler*innen angemeldet, 14 sind zum Wettbewerb erschienen und 12 konnten ihre Gebäude in der vorgegebenen Zeit fertigstellen. Von diesen 12 Einreichungen wurden drei Gewinner*innen durch eine Jurybewertung auserkoren und für den jüngsten Teilnehmer (9 Jahre) ein Ehrenplatz vergeben. Mitglieder der Jury waren Günther Grall (Studiengangsleiter Design & Produktmanagement), Alina Meindl (Fachbereichsleiterin Material Science & Green Engineering) und Sinan Polvan (Architekt und Gastlektor von der Bahçeşehir University, Istanbul).
Innovative Ideen in der virtuellen Welt
Sie vergaben jeweils 10 Punkte für die drei Kategorien: Materialität, Ästhetik und Kreativität/Innovation. Dabei wurde auch auf den Kontext, in dem das Häuschen gebaut wurde, geachtet. Unter mehreren Einfamilienhäuschen finden sich auch Wolkenkratzer, ein Mehrparteienhaus, ein Baumhaus, eine Bambushütte und eine durch windkraftbetriebene Selbstversorger-Bierstube wieder. Die Teilnehmer*innen haben nicht nur auf die Art der Materialien geachtet (hauptsächlich nachwachsende Rohstoffe aus der Umgebung) sondern auch auf welchen Weg sie beschaffen wurden. Ein Teilnehmer hat beispielsweise mit Dorfbewohnern aus den umliegenden Dörfern gehandelt, um ein bestimmtes Material zu bekommen, anstatt es selbst abzubauen. Viele haben ihre Baumaterialien auf ihren Grundstücken in angelegten Gärten gepflanzt und geerntet (Holz und Bambus). In den hinterlegten Notizen wurde auf die Verwendung von recycelten Materialien hingewiesen, wenn diese im Spiel so nicht eindeutig darstellbar waren. Die Kreativität und der Innovationsgeist der Teilnehmer*innen wurde durch physikalische Kräfte nicht beeinflusst. Lediglich die Spieler*innen selbst unterliegen der Schwerkraft, doch für die meisten Baustoffe gilt das nicht. Statik wurde nur nebensächlich behandelt, was es möglich machte besonders ausgefallene Ideen umzusetzen.
Grundsätzlich herrschte eine sehr kommunikative Atmosphäre und die Spieler*innen haben gegenseitig überschüssige Rohstoffe getauscht oder anderen kostenlos zur Verfügung gestellt. In den beiden Zusatzbewertungen „Spielerverhalten“ und „Bauprozess“ wurden daher an alle die volle Punktzahl (15 Punkte pro Kategorie) vergeben. Man konnte eine Gesamtpunktzahl von 120 Punkte erreichen.
Abschließend lässt sich der Minecraft Architekturwettbewerb als ein spaßiges und verbindendes Event verbuchen, der möglich macht, was jetzt noch nicht möglich scheint.