Von Low- bis High-Tech, von Stampflehm zu Lichtdesign, von kleiner Handwerksmanufaktur zur Weltelite der Holzbau-Großprojekte – die diesjährige Holzbauexkursion war eine kontrastreiche Reise in für die ihre Handwerks- und Holzbaukunst weltbekannten Regionen Vorarlberg und Schweiz.
Fachbereichsleiterin Timber Construction und „Reiseleiterin“ Monika Tropper schildert die drei erlebnisreichen Tage mit den Studierenden aus verschiedenen Semestern:
Tag 1
Wir starten im Werkraum Bregenzerwald, ein guter Einstieg, wenn man Vorarlberg und seine Holzbaukunst kennenlernen möchte. Die Plattform fördert lokales Handwerk und Baukultur und präsentiert das Schaffen der Mitgliedsbetriebe mit Ausstellungen, Vorträgen und Ausstellungen. Architekt des neuen Werkraum-Gebäudes war der bekannte Schweizer Architekt Peter Zumthor.
Nächster Stopp ist die Denkwerkstätte Georg Bechter in Hittisau. Wir gehen durch den ehemaligen Kuhstall, der mit Lehm, Stroh und Holz umgebaut wurde und jetzt Bürogebäude und Leuchten-Manufaktur beherbergt. Nicht nur das Lichtdesign ist einzigartig, auch der Eisspeicher ist nicht alltäglich. Er befindet sich in der früheren Jauchengrube und wird zum Heizen und Kühlen des gesamten Gebäudes verwendet. „Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Schönheit und Kreativität machen Freude und treiben die Wirtschaft an“, so Georg Bechter, Architekt und Lichtdesigner.
Tag 2
Am zweiten Tag geht es in die Schweiz: Der mehrfach ausgezeichnete Grüne Pavillon im botanischen Garten in St. Gallen von Architekt Tom Munz zeigt uns Baukultur in Holz bis ins kleinste Detail. Das Gründach mit Orchideenwiese ist nur eine von vielen beeindruckenden Besonderheiten.
Ein absolutes Highlight ist der Besuch bei Blumer Lehmann in Gossau. Das familiengeführte Unternehmen, bekannt für seine innovativen Freiform-Tragstrukturen, beschäftigt hier 500 Mitarbeiter und betreibt insgesamt acht Standorte in Europa. Unsere Führung beginnt mit einer Werksbesichtigung und führt uns weiter zur Baustelle der neuen Produktionshalle für den Elementbau. Wir sind live dabei, als die Teile die Freiformtreppe im neuen Stammhaus versetzt werden. Am Ende der Führung dürfen wir uns die bekannten Mockups anschauen: Tragwerksauschnitte in Form von 1:1-Modellen der bekanntesten Blumer-Lehmann Baustellen: Cambridge-Moschee, Swatch-Gebäude und Modelle von Projekten, die gerade entwickelt werden – Fotografieren ist hier nicht erlaubt.
Letztes Ziel in der Schweiz ist die Sporthalle in Wattwill, die mit dem Vorarlberger Holzbaupreis in der Kategorie „Holzbau außer Landes“ ausgezeichnet wurde. Auch unser Fazit lautet: absolut sehenswert.
Zurück in Österreich besuchen wir den LCT ONE – LifeCycle Tower in Dornbirn und das sBärahus in Feldkirch. Danke an Christoph Erhart, Rhomberg Bau, für die kurzfristige Planung und den netten Abend in Feldkirch.
Tag 3
Wir starten bei Lehmbaupionier Martin Rauch, der uns zeigt, dass sich Holz- und Lehmbau optimal ergänzen. Wir treffen Jomo Zeil und erfahren, dass er ein Kuchl-Absolvent ist. Wir lassen uns die Stampflehm-Bauweise bis ins Detail erklären und an Beispielen zeigen: kontrollierte Erosion und konstruktiver Wetterschutz in Form von Ziegelplatten sind Grundsätze, scharf gebrochenes Gestein, 8 Prozent Lehmanteil, Trasskalkschichten und Schilfrohrdämmmatten sind unter anderem die erfolgversprechenden Zutaten. Besonders eindrucksvoll ist auch die neue Werkhalle, die gerade im Entstehen ist: vor Ort hergestellte, tragende Stampflehmwände, die bis zu 90 cm dick sind und das 24 m breite Hallendach tragen.
Zur Propstei St. Gerold fahren wir nicht zum ersten Mal. Schon nach der ersten Bauetappe waren wir vor Ort. Architekt Christoph Dünser von Hermann Kaufmann + Partner nimmt sich auch dieses Mal wieder Zeit und führt uns durchs Haus.
An der Universität in Innsbruck treffen wir auf Roland Maderebner, Leiter des Holzbaulehrstuhls. Nach zwei Stunden haben wir einen kleinen Einblick in die umfassende Laborinfrastruktur bekommen.
Vielen Dank an alle, die uns diese spannenden Eindrücke vermittelt haben! Zurück in Kuchl werden nun sicher einige Inspirationen in die kommenden Projekte und Abschlussarbeiten einfließen.