Manchmal reicht ein einziges Bild, um dem Leben eine völlig neue Wendung zu geben: Bei der Finnin Vitalina Konstantinidi war es ein Foto der Salzburger Berglandschaft, aufgenommen von einem Kommilitonen, der gerade von seinem Auslandsaufenthalt in Österreich zurückkehrte. Vitalina tat es ihm gleich und entschied sich für ein Erasmusjahr an der FH Salzburg. Dadurch konnte sie innerhalb von zwei Semestern nicht nur ihren fachlichen Horizont erweitern und ihre Englischkenntnisse verbessern, sondern auch zwei vollwertige Studienabschlüsse erlangen.
„Ich liebe die Berge, das Wandern und Skifahren, und wollte vor allem mein Englisch verbessern. Als Ingenieurin in der Holzbranche werde ich es tagtäglich brauchen, sei es, um mehr Zugang zu Wissen zu erhalten oder im internationalen Kontext arbeiten zu können. Österreich war die perfekte Wahl für mich“, so Vitalina über ihre Entscheidung.
Auch die Möglichkeit zum Doppelabschluss war eine große Motivation, den ich dank der Kooperation zwischen der FH Salzburg und meiner heimischen LAB University in Lahti verfolgen durfte.“
Highlights und Herausforderungen
Ein Höhepunkt ihres Aufenthalts war das Projekt Green Little Circle, bei dem sie nicht nur ein besseres Verständnis von zirkulärer Architektur gewann, sondern auch ihre Marketingfähigkeiten verbesserte. Gemeinsam mit anderen Studierenden reiste Vitalina ins norddeutsche Oldenburg, um dort mit Teilnehmenden anderer Hochschulen einen mobilen Klassen- und Ausstellungsraum zu bauen, der komplett aus Recyclingmaterialien bestehen sollte. Ihr Job, als Teil des Marketings, war die Erstellung von Corporate Identity, Positionierung, Mission und Vision des Ganzen. Ein neues Terrain für die Holzingenieursstudentin, in dem sie sich aber schnell zurechtfand.
„Das war für mich höchst interessant, denn ich bin zwar Ingenieurin, aber jedes Projekt braucht ebenso Marketingexpertise, um auf bestimmte Fragen Antworten zu geben. Wer ist die Zielgruppe? Welche Anwendungen sind möglich? Wie viel darf mein Produkt kosten? Und gerade wir, die mit Holz neue und nachhaltigere Lösungen anbieten, müssen uns gegen konventionelles durchsetzen. Wir haben eine Klimakrise und riesige Müllprobleme, auf die die Bauwirtschaft mit neuen Materialien und Konzepten sehr gut reagieren kann. Am Campus Kuchl habe ich gelernt, welch riesiges Potenzial in der Nutzung biogener Rohstoffe und dem Re-Use von Baumaterialien steckt. Damit können wir die Defossilisierung enorm vorantreiben und letztendlich – neben einer nachhaltigeren Bauwirtschaft – auch unsere Lebensqualität erheblich verbessern.“
Neben der Projektarbeit konnte Vitalina aber auch ein vielfältiges Kursprogramm an der FH Salzburg nutzen. Die Kurse reichten von der Einführung in den Holzbau, über Internationale Holzwirtschaft, Prozesssteuerung und Bioverbundmaterialien, einem Sprachkurs bis hin zu Datenanalyse und strategischem Management. „Kuchl ist so viel mehr als nur Holz! Gerade das Thema der Bioverbundwerkstoffe hat mir einen völlig neuen Blick auf meine eigene Disziplin eröffnet. Auch die pilzbasierten Werkstoffe meiner Kommilitonen, die mit Reststoffen aus der Holzindustrie hergestellt wurden, haben mich wirklich begeistert“, so Vitalina.
Aktivitäten aller Art
Vitalina schwärmt auch von den sportlichen und kulturellen Möglichkeiten der Region: „Ich habe so viele Seen angeschaut, war Bergwandern, in klassischen Konzerten, und habe sogar mit meinem Salzburger Floorball-Team eine Medaille gewonnen. Das International Office der FH Salzburg hat viele tolle Aktivitäten angeboten, und da ich ein Auto besitze, konnte ich selbst viele Ausflüge mit Freunden machen.“ Sie ist sich sicher, dass die neuen Freundschaften und Kontakte mit Menschen aus allen Teilen der Welt ihren Horizont erweitert und ihr Bewusstsein für interkulturelle Unterscheide geschärft haben, die Welt sei „kleiner geworden.“ Auch kulinarisch konnte sie Österreich ausgiebig kennenlernen: „Ich habe zwar das typische finnische Roggenbrot vermisst, dafür konnte ich aber einige neue Favoriten dazugewinnen, wie Schnitzel, Hollersaft und natürlich die grandiose Mannerschnitte.“
Aus fachlicher und persönlicher Sicht schätzt sie im Nachhinein ihren Aufenthalt als absolute Bereicherung ein. Sie konnte innerhalb von zwei Semestern den Double Degree abschießen. Mit der zusätzlichen Qualifikation und verbesserten Sprachkenntnissen ist sie nun eine gefragte Fachkraft. Sie hat das Gefühl, an den Herausforderungen und neuen Inputs gewachsen zu sein:
Im vergangenen Jahr habe ich wirklich gelernt, dass ich als Ingenieurin so viele Möglichkeiten habe, die Welt zum positiven zu verändern und ich freue mich darauf, dass nun im Berufsleben zu tun.“