Downhill im Sommer und Skifahren im Winter – das sind zwei Hobbys, die Aurel an seinem Studienort Kuchl besonders gut ausüben kann. Vor kurzem kam eine neue Leidenschaft hinzu, die – zwar im Alpenraum ungewöhnlich – auch in unmittelbarer Nähe der Hochschule ausgeübt werden kann: Surfen. In seinem Semesterprojekt betrachtet er das Sportgerät als Forschungsgegenstand und versucht dessen Umweltbilanz durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe zu verbessern.
„Mir kommen ständig neue Ideen: Wie die Finnen befestigt werden, wie gewisse Kennzahlen noch optimiert werden könnten oder welche Forschungsfragen ich noch untersuchen will. Das motiviert mich weiterzumachen“, so Holztechnologie & Holzbau-Student Aurel. Die Motivation kann er gebrauchen, schließlich fordert das Vorhaben, ein bestehendes Produkt durch den Einsatz anderer Materialien ganzheitlich neu zu denken, sein Durchhaltevermögen. Aurel hat sich in das für ihn komplett neue Thema des Surfboardbauens eingelesen, hat Hersteller besucht und hat selbst Boards ausprobiert, um ein besseres Gefühl für das Sportgerät zu bekommen.
Die meiste Zeit verbrachte er in den Holztechnologielaboren um mit dem Tannin, einem Extraktstoff aus der Baumrinde, möglichst leichte, stabile und homogene Schäume herzustellen. Kein einfaches Unterfangen, denn ein Surfbrett ist hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt und muss Salzwasser, großen Temperaturschwankungen und starker UV-Strahlung trotzen.
„Ich untersuche unterschiedliche Schaummischungen mit verschiedenen Dichten und vergleiche sie miteinander, um die optimale Rezeptur für den Surfboardkern zu ermitteln. Biegefestigkeit, Druckfestigkeit, und die Dichteprofile geben mir Auskunft über die Qualitäten des Schaums. Dabei versuche ich einen Mittelweg zwischen geringem Gewicht und hoher Stabilität zu finden“
so Aurel. Unterstützung in Sachen Materialwissenschaft und Produktentwicklung erhält er dabei von seinen Projektbetreuern Professor Marius-Catalin Barbu und Researcher Thomas Sepperer.
Anfangs hat Aurel mehrere einzelne Schäume miteinander verklebt, mittlerweile kann er dank entsprechender Formen den Kern des Boards im Ganzen schäumen. Diese Rohlinge hat er mit Hilfe von Christoph Schur, Lehrer am Holztechnikum Kuchl und selbst begeisterter Wassersportler, per CNC-Fräse in Form gebracht. Anschließend wurden die Kerne laminiert. Aurel entschied sich für Flachsfasergewebe und ein biobasiertes Epoxidharz, um die Umweltbilanz des Boards zu verbessern: „Ich hätte zwar hier Glasfasermatten und herkömmlichen Epoxy verwenden können, aber zum Kern aus Tannin war es meiner Meinung nach passender so viel nachwachsende Rohstoffe wie möglich einzusetzen.“
Das Board soll aber nicht nur in der Theorie überzeugen, sondern auch in der Praxis. Also testet Aurel sein Surfboard, sofern die Wasserbedingungen passen, an der stehenden Welle in der Salzach, rund 2 Kilometer vom Campus Kuchl der FH Salzburg entfernt. Zwar sieht er weiteres Optimierungspotenzial, erstmal will er nun aber die gewonnenen Ergebnisse in seiner Bachelorarbeit niederschreiben und auswerten. Danach geht es für ihn sofort weiter ins Pflichtpraktikum ins kanadische Vancouver. Dort wird er über den Sommer bei Can.do arbeiten, einem Startup, welches vom Kuchler Absolvent Matt Hermann mitgegründet wurde und das Thema Altholzrecycling in der Bauwirtschaft voranbringen will. Ganz aufgeben muss Aurel dafür sein neues Hobby aber nicht: „An der Pazifikküste gibt es durchaus einige gute Surfspots“, so der HTB-Student.