Wohnungssanierung in Salzburg berühmtestem Bauwerk: Die Bachelorstudierenden von Holztechnologie & Holzbau befassten sich im dritten Semester mit der Neugestaltung einer Wohnung in der Festung Hohensalzburg. An der Schnittstelle von geschichtsträchtigem Kontext und den Bedürfnissen des Wohnens im 21. Jahrhundert zeigten sich zahlreiche Herausforderungen und Chancen des Bauens im historischen Bestand.
Thomas Trattner vom Architekturbüro Baukultur2 GmbH, initiierte die Kooperation mit der Fachhochschule Salzburg, um die frische Perspektive der Studierenden auf das Projekt einzubeziehen und Konzepte zu sehen, die deren Hintergrund in Sachen Holzbau, biogene Materialien und Innenarchitektur widerspiegeln. „Durch unsere jahrelange Beschäftigung mit solchen Projekten, gerade im historischen Kontext, haben wir schon eine konkrete Vorstellung von dem, was möglich und der Situation angemessen sein könnte. Deswegen war es für uns eine große Bereicherung die Studierenden Konzepte entwickeln zu lassen, die sich ohne unsere Vorprägung in Sachen Materialität, Formensprache oder Denkmalschutz der Aufgabenstellung nähern“, so Trattner.
Konservierungswunsch trifft Gestaltungswille
Spätestens nach der Begehung des Objekts war allen Studierenden klar, dass sie es nicht mit irgendeinem Gebäude zu tun haben werden, sondern mit einem der bekanntesten Wahrzeichen Österreichs. Die Burganlage, deren Wurzeln bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, ist eine der größten Festungsanlagen Europas und zieht rund eine Million Besucher pro Jahr an. Schnell wurde offensichtlich, dass durch die Lage und Ausführung des Objekts keine Vergleichbarkeit mit einer konventionellen Wohnungssanierung gegeben ist, oder gar eine Planung „auf der grünen Wiese“. Die Situation erforderte einen höchst sensiblen Umgang mit den Gegebenheiten. Aufgabe war es, Konzepte für die Umgestaltung von einer der fünf Wohnungen in der Festung zu entwickeln, die in absehbarer Zeit saniert werden sollen.
Die besondere Ausgangslage mit baulichen Strukturen, die über Jahrhunderte gewachsen sind und Merkmale verschiedener Epochen zeigen, provozierte fordernde Fragen für die Teams. Soll sich an historischem Bestand orientiert werden, oder der jetzige Zeitgeist Ausdruck finden? Wie definiert sich der Begriff Qualität in einem Kontext, der jahrhundertelang vom lokalen Handwerk bestimmt war? Welche Oberflächengestaltung ist angemessen und wie argumentieren wir Eiche als Holzart für die Treppe?
Vielfältige Ergebnisse und ausgeprägte Lerneffekte
Die Präsentationen spiegelten die verschiedenen Philosophien der Teams wider. Einige gingen „minimalinvasiv“ vor, um sich möglichst wenig vom Bestand abzuheben, andere zeigten ganz bewusst die Formensprache und Materialität des 21. Jahrhunderts. Wieder andere verstanden die außergewöhnlichen Gegebenheiten in neue Nutzungen zu führen, wie beispielsweise den Umbau des ehemaligen Gefängnisturms, der zu einem Treppenturm mit spektakulärem Blick auf Hagen- und Tennengebirge wird.
Für Thomas Trattner war es wichtig, dass die Studierenden durch dieses Projekt ihre Sinne hinsichtlich des Bestands schärfen konnten: „Was fällt uns auf? Welche räumliche und emotionale Wirkung hat die Struktur des Putzes oder der Holzdielenboden? Wie können wir alte Werte respektieren und gleichzeitig neue Werte beitragen? Die Auseinandersetzung mit dem Objekt geht hin bis zu Fragen der Energiekosten und des Heizkonzepts. Immerhin bieten die Festungsmauern eine enorm große thermische Speichermasse, die durchaus genutzt werden sollte.“
Begleitet wurde das Projekt von Thomas Trattner gemeinsam mit Günter Kain, Hermann Huber, Maximilian Pristovnik und Michael Ebner. Im kommenden Semester wird es fortgeführt, dann mit einem Fokus auf Details und Umsetzung. Es lädt die Studierenden ein, ein Teil der jahrhundertealten Geschichte der Festung Hohensalzburg zu werden.