Erste Ergebnisse aus der Masterarbeit von Andreas Berchtenbreiter (betreut von Christine Mitter, Fachbereich Controlling und Finance) wurden Anfang Oktober am G-Forum 2020 unter dem Titel „Risk management in small family businesses: A case study of a nursery” von Michael Kuttner (Fachbereich Controlling und Finance) präsentiert.
Die Untersuchung basiert auf der Auswertung von qualitativen Daten aus einer kleinen, familiengeführten Gärtnerei in München (Deutschland), die 1890 gegründet wurde und gegenwärtig in vierter Generation der Eigentümerfamilie geführt wird. Neben dem Anbau von Blumen und Pflanzen und deren Verkauf bietet die Gärtnerei seit einigen Jahrzehnten auch verschiedene Dienstleistungen (z. B. Grabpflege) an. Potentielle Risiken des Familienunternehmens liegen vor allem im Fachkräftemangel, in der unklaren Unternehmensnachfolge und in der Änderung des Geschäftsmodells. Weitere, weniger häufig genannte Risiken sind die Kundenbindung (in Bezug auf den Wettbewerb), der Klimawandel und die Rentabilität von Investitionen (z. B. neue Anbaugebiete). Der Fachkräftemangel als potentielles Risiko verdeutlicht den in Familienunternehmen besonders ausgeprägten Wunsch, Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, um Anreize für zukünftige Arbeitnehmer zu schaffen. Auch das Nachfolgeproblem stellt ein spezifisches Risiko für Familienunternehmen dar.
Darüber hinaus verdeutlichen die Ergebnisse, den informellenCharakter des Risikomanagements innerhalb der Gärtnerei, welches vorwiegend vom Geschäftsführer (und gleichzeitigem Eigentümer) verantwortet wird. Die mangelnde Formalisierung des Risikomanagements erklärt sich durch die begrenzte Verfügbarkeit materieller und immaterieller Ressourcen. Gleichzeitig hat der Fortbestand des Unternehmens für die Familie oberste Priorität und so werden potentielle Risiken vor allem innerhalb der Unternehmerfamilie, zumeist außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit (z. B. im Rahmen der gemeinsamen Mahlzeiten der Unternehmerfamilie), diskutiert. Die Identifikation, Bewertung und das Management potentieller Risiken sind zudem in hohem Maße von der persönlichenIntention des Geschäftsführers abhängig.
Obwohl das Risikomanagement in der Gärtnerei wenig formalisiert ist, werden unterschiedliche Risikostrategien angewandt. Im Allgemeinen werden innerhalb des kleinen Familienunternehmens Risiken vorwiegend vermieden (z. B. durch die Evaluierung von Kapazitäten). Darüber hinaus wird die Strategie der Risikominimierung angewandt, indem Vorkehrungen für die Gesundheit der Mitarbeiter, die schwere körperliche Arbeit leisten, getroffen werden (z. B. Sensibilisierungsmaßnahmen, Rückenmassagen während der Arbeitszeit). Ferner wird eine Strategie des Risikotransfers (hauptsächlich) in Form von Versicherungen durchgeführt.
Die Studie veranschaulicht die zentrale Rolle der Unternehmerfamilie, insbesondere des geschäftsführenden Eigentümers für das Risikomanagement. Des Weiteren unterstreichen die Ergebnisse die Relevanz des informellen und weniger formalisierten Risikomanagements, das in der Forschung bisher weitgehend vernachlässigt wurde.
Für Rückfragen stehen Ihnen Christine Mitter und Michael Kuttner gerne zur Verfügung.