Der Holzcluster Salzburg veranstaltete gemeinsam mit der FH Salzburg die ersten Architektur Design Gespräche unter dem Motto „Design trifft Nachhaltigkeit“. Georg Scheicher, Johannes Scherr und Emmanuel Heringer zeigten mit ihren Vorträgen eindrucksvoll, wie Nachhaltigkeit im Bauwesen und Möbelbau gelebt und vor allem realisiert werden kann. Über 70 Teilnehmer*innen, darunter Architekten, Tischler und Studierende, verfolgten gespannt die Impulse der drei Gastredner.
Katharina Springl, Holzcluster Projektmanagerin und Michael Ebner, Fachbereichsleiter für Möbel und Interior Design der FH Salzburg, eröffneten die Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Campus Kuchl.
Georg Scheicher, renommierter Architekt und Visionär, überzeugte als erster Redner in seinem Vortrag, dass ökologisches Bauen mit Naturmaterialien nicht nur machbar, sondern sinnvoll ist. Seine jüngste Pionierarbeit ist eine Wandkonstruktion aus Stroh, die herkömmliche Gipsplatten künftig überflüssig machen könnte – vor vielen Jahren noch undenkbar. Vielleicht lag darin der Reiz für den Salzburger, mit diesem natürlichen Rohstoff die Baubranche nachhaltig zu revolutionieren. Scheicher war Vorreiter in Sachen ökologisches Bauen und Nachhaltigkeit, bevor es zum Modewort wurde: Gemeinsam mit seinem Publikum reiste er im Vortrag kurz in das Österreich der 80er zurück, als Zwentendorf die Gemüter erhitzte. Der damalige Jung-Architekt erkannte zu diesem Zeitpunkt die Notwendigkeit, einer ökologischen Wende, die auch ökonomisch sinnvoll sein muss. Das S-House in Böheimkirchen markiert dabei den ersten ökologische Meilenstein Scheichers: ein Haus aus Strohballen, das komplett kompostierbar ist und noch heute für Wohnkomfort sorgt. Das Zusammenspiel zwischen Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit ist für ihn entscheidender Faktor für das Gelingen der Transformation. Scheicher präsentierte dazu weitere beeindruckende Beispiele aus seinem Architekturbüro, die diese Denkweise untermauern, wie der gelungene Umbau der Villa Rebenburg am Grundlsee oder der Energiepark in Hirschhaid, das den Green Building Award gewann. Neben diesen Großprojekten schlägt Scheichers Herz zudem für Interieur wie er an verschiedenen neu-interpretierten Beispielen wie dem traditionellen Brettstuhl zeigte.
Diese Liebe zu nachhaltigem Interieur verbindet ihn mit einer weiteren Größe im Bereich Design, der im Anschluss die Bühne betrat: Johannes Scherr, erfolgreicher Industrie-Designer und Lehrender. Wie Scheicher legt der gebürtige Steirer einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit in seiner Arbeit und blickt auf eine beeindruckende Kundenliste: Der Getränkeproduzent Rauch findet sich hier ebenso wieder wie der Maschinenhersteller Komtech oder die Grüne Erde in Scharnstein. Und für die Grüne Erde feiert der Designer aktuell sein 10-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentierte Scherr dem Publikum zahlreiche Produkte, die aus seiner Designfeder für dieses oberösterreichische Vorzeigeunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und sozialer Fairness stammten: von formschönen Sesseln über geschmackvolle Kommoden und Lampen bis hin zu Betten. Das Besondere an den Möbeln ist neben dem hochwertigen Massivholzmaterial, die durchdachte, metallfreie Steckverbindung. Scherr gewährte dem Publikum dabei spannende Einblicke in den aufwändigen Designprozess, der hinter all diesen Produkten steht, die einen hohen Anspruch an Nachhaltigkeit und Ästhetik aufweisen.
Der dritte Gastredner, Emmanuel Heringer, ist ein Flechtmeister und Inhaber von „Geflecht und Raum“. Seine Arbeit ist geprägt von großem Aufwand und Leidenschaft. Mit beeindruckenden Flechtwerken sorgt er weit über die bayerischen Grenzen hinweg für Aufsehen. Er vereint Tradition und Handwerk auf eine einzigartige, „geflechtete“ Weise: Sein breites Portfolio umfasst Accessoires wie Taschen und Körbe, ebenso wie Gartenzäune, Fassadenverkleidungen und Wand- und Dachkonstruktionen. Emmanuel Heringer präsentierte seine Arbeit charmant im bayrischen Dialekt und ist vielfach ausgezeichnet für seine herausragenden Leistungen. Ein Beispiel seiner Meisterschaft und Kreativität ist der Schulneubau in Massivlehmbauweise und geflechteten Wandkonstruktionen in Bangladesch, bei dem er maßgeblich beteiligt war. Sein jüngstes Projekt ist die Errichtung seines eigenen Ateliers, das er gemeinsam mit seiner Frau bewohnt und in dem sie arbeiten. Aus einer alten, abgerissenen Torfremise schuf er ein faszinierendes Vorzeigeobjekt, das die natürlichen Materialien Holz, Lehm und Flechtwerke ästhetisch und eindrucksvoll miteinander verbindet. Die Planung und Begleitung des Projektes Torfremise erfolgte durch ZRS Berlin, Architekt Eike Roswag.
Im Anschluss stellten sich die Gastredner in einer spannenden Podiumsdiskussion den Fragen des Publikums, um dann gemeinsam den inspirierenden Abend mit kulinarischen Schmankerln ausklingen zu lassen. Der Vortragsabend war von guter und visionärer Atmosphäre geprägt, die Veranstalter denken über eine Fortführung dieses Formates nach.