FH-Wissen und -Können in Pandemiezeiten
Pandemie, Pflegenotstand, überbelastetes Gesundheitssystem – Österreich steht vor großen Herausforderungen. Die FH Salzburg trägt mit ihren gesundheitswissenschaftlichen Ausbildungen zur besseren Bewältigung der anstehenden Aufgaben bei.
Wichtig wie nie zuvor
"Unser Beruf", sagt Geja Oostingh, "ist kaum sichtbar. Wenn wir arbeiten, geschieht das meist im Hintergrund und die Öffentlichkeit weiß gar nicht, dass es uns gibt und was wir leisten." Oostingh leitet den Studiengang "Biomedizinische Analytik" an der FH Salzburg, ein sechssemestriges Bachelorstudium. Das mit der geringen Sichtbarkeit ändert sich gerade. Denn in der Pandemie rücken Oostinghs Berufskolleg*innen – etwa jene, die in Laboren arbeiten – nun plötzlich in den Vordergrund.
Alle in Österreich wissen mittlerweile, wie wichtig Testen ist. Doch diese Tests – inzwischen wurden seit Ausbruch der Corona-Pandemie um die hundert Millionen PCR-Tests durchgeführt – müssen auch ausgewertet werden. Dazu braucht es spezielle Kenntnisse. Und genau die werden im Studiengang Biomedizinische Analytik vermittelt, neben vielen anderen. Inzwischen kann man dank des fortschreitenden Wissens, das auch an der FH erforscht und vermittelt wird, immer mehr und immer effizienter testen und analysieren. Ohne dieses Wissen und Können in den Labors wäre die heutige moderne Medizin unmöglich – und die Bewältigung der Corona-Pandemie erst recht nicht. Entsprechend sind Fachkräfte gefragt. Auch, weil es so wenige davon gibt.
Rund 200 Studienplätze für biomedizinische Analytiker*innen, weiß Oostingh, existieren derzeit in Österreich, 18 davon an der FH Salzburg. Vor gar nicht allzu langer Zeit erst wurde der Studiengang wegen der großen Nachfrage aufgestockt. Aber es könnten leicht doppelt so viele sein, denn die Jobaussichten sind ausgezeichnet, also sind die Bewerbungen zahlreich.
"Unsere Absolvent*innen sind nach Abschluss des Studiums breitgefächert aufgestellt und können in verschiedensten Bereichen arbeiten", sagt Geja Oostingh, und zählt auf: "In Krankenhäusern, in Privatlaboratorien, in veterinärmedizinischen Laboratorien, in Gesundheitsämtern oder auch in der Pharmaindustrie."
Rund 80 Prozent der Absolvent*innen gehen in die Diagnostik. Aber auch in der Forschung, im Qualitätsmanagement und sogar im Personalmanagement sind sie gefragt. »Wer diese Ausbildung absolviert«, sagt Studiengangsleiterin Oostingh, "bekommt praktisch sicher einen gut bezahlten Job."
Gesundheitswissenschaften haben also Zukunft, nicht nur die Biomedizinische Analytik und nicht nur – aber doch auch gerade – in Corona-Zeiten. Babette Grabner etwa, Studiengangsleiterin des ebenfalls sechssemestrigen Bachelorstudiengangs »Gesundheits- & Krankenpflege«, erzählt gerne von den vielen Praktiker*innen, die bei ihr Schlange stehen, um als Gäste in die Lehrveranstaltungen zu gelangen, damit sie dort frühzeitig Kontakt mit künftigen Absolvent*innen erhalten. Jobangebote noch vor Studienabschluss sind für Studierende der FH-Gesundheitsausbildungen beinahe so etwas wie Alltag. Fast alle Lehrenden, die an der FH unterrichten, kommen aus der Praxis. 200 Studierende werden pro Studienjahr an der FH Salzburg zu Pflegeexpert*innen ausgebildet. Weil in Österreich ein massiver Mangel an fachlich kompetentem Pflegepersonal herrscht, können sie sich vor Jobangeboten kaum retten.
Aber das ist etwas, das ohnehin für die Absolvent*innen aller Ausbildungen im Bereich Gesundheitswissenschaften gilt, die von der FH Salzburg angeboten werden. Derzeit sind das sieben Bachelorstudiengänge und vier Weiterbildungslehrgänge.
Studiengänge und Weiterbildungen im Bereich Gesundheitswissenschaften
Die Pflege in den Zeiten der Pandemie
Babette Grabner, Leiterin des Bachelorstudiengangs »Gesundheits- & Krankenpflege«, spricht mit warum! über die speziellen Anforderungen an Pflegeberufe in der Corona-Krise.
warum! Wie sehr schlägt die Corona-Pandemie auf den Studiengang Gesundheits- & Krankenpflege durch?
Grabner: In vielfältiger Weise. Vor allem in den Praktika, die unsere Studierenden ja machen müssen, sind sie mit dem Thema Covid-19 konfrontiert. Gar nicht so wenige arbeiten auf Covid-Stationen.
warum! Haben Sie die Ausbildung wegen dieser Anforderungen verändert?
Grabner: Wir haben sofort nach Ausbruch der Pandemie verschiedene Module angepasst. Wir sprechen auch viel darüber, über das Maskentragen etwa, oder über die Ansteckungsgefahren, und so konnten und können wir Ängste abfangen, die auch unter den Studierenden vorhanden waren. Sie tragen diese euen Anforderungen und die Herausforderungen sehr gut mit, Beschwerden oder überbordende Ängste gibt es nicht.
warum! Die Pandemie bringt die großen Anforderungen zum Vorschein, die Pflegeberufe mit sich bringen. Sinkt da die Nachfrage nach der Ausbildung?
Grabner: Ganz im Gegenteil. Im vergangenen Sommersemester hatten wir so viele Bewerbungen wie nie zuvor. Derzeit haben wir im Schnitt zwei Bewerber*innen für jeden Studienplatz.
warum! In Deutschland zeigen Untersuchungen,dass zumindest 30 Prozent aller Pflegekräfte den Job wechseln wollen. Wie ist das in Österreich?
Grabner: Das kann man nicht umlegen, im Vergleich zu Deutschland ist Österreich fast so etwas wie das gelobte Land. Aber auch bei uns herrscht massiver Mangel an Pflegepersonal. Heime können nicht mehr alle Betten offen halten, in der Hauskrankenpflege beträgt die Wartezeit auf eine qualifizierte Pflegekraft oft Monate.
warum! Was müsste man tun, um das zu ändern?
Grabner: Vieles. Ganz sicher müsste man auf jeden Fall die Gehälter grundsätzlich an die Anforderungen anpassen, an die vielen zu leistenden Überstunden, an die hohen Belastungen, an die anspruchsvolle Ausbildung.
warum! Wenn man diese Ausbildung einmal absolviert hat, wie sieht es dann mit den Jobaussichten in Zeiten der Corona-Krise aus?
Grabner: Die Jobaussichten sind ausgezeichnet. Unsere Absolvent*innen können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen. Sie bekommen schon Anfragen, noch bevor sie ihr Studium abgeschlossen haben.
Interdisziplinäres Projekt »KiaMed«: Diagnostik mit KI
Einen ganz neuen Weg in der klinischen Diagnostik versucht derzeit ein kleines, aber feines interdisziplinäres Forschungsteam an der FH Salzburg mit dem Projekt »KiaMed« zu finden: Vereinfacht gesagt geht es dabei um die Diagnostik im Bereich von Rückenmarksläsionen (Rückenmarksschädigungen) und Tumore. Im Rahmen von drei Projekten soll herausgefunden werden, wie Algorithmen Diagnostik-Leistungen erbringen können, zu denen Menschen zumindest nicht gleich schnell, gleich verlässlich oder gleich effizient imstande sind.
Alle drei Projekte werden durch die Kooperation mit Projektpartnern wie dem Limcr (Labor für Immunologische und Molekulare Krebsforschung), dem Institut für Experimentelle Neuroregeneration der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und dem Institut für Pathologie und Mikropathologie des Kardinal Schwarzenberg Klinikums durchgeführt. Inklusive Projektpartner arbeiten 10 Personen noch bis Juni 2022 an dem Projekt, vier davon direkt an der FH Salzburg – aus den Bereichen Informationstechnik & System-Management sowie Biomedizinische Analytik.
Wie die Erkenntnisse des Forschungsprojektes dann in der Praxis zum Wohle künftiger Patient*innen umgesetzt werden können, ist derzeit noch offen. »Unsere Idee ist jedenfalls«, sagt Michael Gadermayr vom FH-Projektteam, »mit unseren Forschungsergebnissen die Basis zu liefern, auf die Unternehmen aus der Privatwirtschaft bei künftigen Anwendungen, wie immer diese auch aussehen mögen, zurückgreifen können.«
Forschungsgruppenleiter
Department Information Technologies and Digitalisation
Standort: | Campus Urstein |
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Raum: | Urstein - 423 |
T: | +43-50-2211-1341 |
E: | michael.gadermayr@fh-salzburg.ac.at |
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Projekt BiomassCircle: Bakterienhemmendes Holz
Dass viele pflanzliche Inhaltsstoffe eingesetzt werden können, um die Gesundheit der Menschen zu fördern, ist nichts Neues. Da scheint es naheliegend, sich auch damit zu beschäftigen, inwieweit im Naturstoff Holz Substanzen vorhanden sind, die sich in der Medizin einsetzen lassen. Genau damit beschäftigt sich – unter anderem – das Projekt »BiomassCircle«, das von einem vierköpfigen FH-Team aus den Forschungsbereichen Biomedizinische Analytik sowie Holz- und biogene Technologien vorangetrieben und durch das Land Salzburg kofinanziert wird.
Dabei wird grundsätzlich daran geforscht, welche Stoffe in der sogenannten »forstlichen Biomasse« enthalten sind und wie sie sinnvoll verwendet werden könnten. Üblicherweise wird diese forstliche Biomasse –also geschlägertes Holz und alles, was dazu gehört – nämlich schlicht und einfach verbrannt, meistens zur Energiegewinnung. Ein gezielter neuer Einsatzbereich etwa in der Pharmaindustrie, aber auch in der Lebensmittel- oder Verpackungsindustrie, könnte aber bald möglich sein. Etwa, bakterienhemmende Stoffe in dieser Biomasse für medizinische Zwecke zu verwenden. Das interdisziplinäre Forschungsteam hat bereits herausgefunden, dass diese vor allem in Lärchen und Birken vorhanden sind. Sobald es aus dieser Grundlagenforschung konkrete Anwendungen in der medizinischen Praxis geben wird, wird das allen Menschen Nutzen bringen.
Senior Researcher
Forschungsgruppenleiter
Department Design and Green Engineering
Standort: | Campus Kuchl |
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Raum: | Kuchl - 1.01 B |
T: | +43-50-2211-2403 |
E: | thomas.schnabel@fh-salzburg.ac.at |
Department Gesundheitswissenschaften
Studiengangsleiterin Biomedizinische Analytik
Biomedizinische Analytik
Head of Research
Forschung Gesundheitswissenschaften
International Academic Advisor
Department Gesundheitswissenschaften
Standort: | Campus Urstein |
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Raum: | Urstein - 379 |
T: | +43-50-2211-1410 |
E: | geja.oostingh@fh-salzburg.ac.at |