Extremismusprävention: Harmonie für Europa
In unserer Gesellschaft prallen Ansichten und Erwartungen immer extremer aufeinander. An der FH Salzburg wird an Möglichkeiten zur Radikalisierungsprävention geforscht.
Eines ist Heiko Berner ganz wichtig: »Wir sind keine Extremismus-Expert*innen «, sagt er. Trotzdem kennt er sich mit Extremismus gut aus. Denn gemeinsam mit seinen Kollegen Markus Pausch und Nedžad Moćević arbeitet er an insgesamt vier Projekten zur Deradikalisierung.
Streng genommen geht es bei der Arbeit von Pausch, Berner und Moćević um die Frühprävention von Radikalisierungsgefahren. Prävention, das bedeutet ja, etwas zu erkennen, noch bevor es wirklich vorhanden ist – und dann folgerichtig zu verhindern, dass es überhaupt entstehen kann. Inklusion und soziale Kohäsion spielen da eine wichtige Rolle. Also das Miteinbeziehen möglichst vieler, wenn nicht im Idealfall überhaupt aller Beteiligter. Und die Verbesserung des Zugehörigkeitsgefühls im sozialen Miteinander in einem bestimmten Umfeld.
Nicht, dass Österreich besonders betroffen wäre, wir sind trotzdem keine Insel der Seligen denn auch hier besteht die Gefahr, dass extremistische Strömungen sich breitmachen. Weniger im Gewand von religiösem Extremismus, mehr in Form von Rechtsextremismus.
»Das ist hierzulande sehr wohl ein Thema«, sagt Berner. Eine generelle Polarisierung der Gesellschaft, diverse Sündenbock-Narrative und auch Perspektivenlosigkeit würden eine Rolle spielen. Vor allem Junge sind anfällig – und somit auch Ansprechpartner*innen für Deradikalisierungsaktivitäten. »Empowerment und Demokratiebildung« seien entscheidend, um dem entgegenzuwirken, weiß Berner.
An vier Projekten arbeiten die Forscher*innen derzeit. Da ist einmal das Projekt »IcARUS«, das im letzten Jahr gestartet wurde und bei dem es darum geht, wie Kommunen, Exekutive und Wissenschaft gemeinsam gegen Extremismus vorgehen und präventiv agieren können.
Schon viel weiter ist »Rad2Citizen«. Es zielt darauf ab, Radikalisierung und verschiedene Formen von Extremismus sowie damit verbundene Gewalt in der französischen Stadt Toulouse und deren Einzugsgebiet zu verhindern. Es richtet sich vor allem an ein junges Publikum und soll unter anderem den Zugang zu Rechten und Staatsbürgerschaft fördern – und damit die soziale Kohäsion gefährdeter Gruppierungen verbessern. Rad2Citizen ist ein internationales Projekt, die FH arbeitet dabei nicht nur mit der Region Toulouse zusammen, sondern auch mit Forschungseinrichtungen in Griechenland und Spanien. Gefördert wird das Projekt von der EU, es läuft noch bis September 2022. »Wir verfügen inzwischen über ein wirklich großes, tragfähiges internationales Netzwerk an Partnerorganisationen«, freut sich Berner.
Das von der FH Salzburg geleitete Projekt »Rede« ging im November 2021 zu Ende. Hierbei ging es um Demokratiebildung, es wurde gemeinsam mit Partnereinrichtungen aus Österreich, Frankreich und Polen durchgeführt. Dabei werden Methoden zur Stärkung der demokratischen Kultur gesammelt, diskutiert und verbessert. Auch um die Optimierung der Demokratie- und Menschenrechtsbildung und der Kompetenzen von Sozial- und Jugendarbeiter*innen zur Prävention von antidemokratischem Extremismus geht es. Also genau das, was in unserer modernen Zeit gerade enorm wichtig ist.
Bereits abgeschlossen wurde »Practicies« – ein ebenfalls von der EU gefördertes Projekt, in dem sich über 20 Projektpartner für Prävention und Deradikalisierung in europäischen Städten engagieren. Practicies hat sich zum Ziel gesetzt, Radikalisierungsprozesse von Einzelpersonen und gesellschaftliche Bedingungen für Extremismus besser zu verstehen, Maßnahmen dagegen zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Ergebnis ist ein Handbuch mit Handlungsanleitungen zur Frühprävention gegen Extremismus – das »Handbook for inclusive democracy & empowerment at local level«. Autoren: die Salzburger Präventionsforscher Markus Pausch und Heiko Berner. —
Standort: | Campus Urstein |
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Raum: | Meierei - 1.06 |
T: | +43-50-2211-1850 |
E: | markus.pausch@fh-salzburg.ac.at |
Senior Researcher
Department Angewandte Sozialwissenschaften
Standort: | Campus Urstein |
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Raum: | Meierei - 1.13 |
T: | +43-50-2211-1853 |
E: | heiko.berner@fh-salzburg.ac.at |
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Projekt Circular Economy: Kreislaufwirtschaft gegen Stillstand
Das Problem ist bekannt und in ganz Österreich eine echte Herausforderung für Kommunen: Aus den Dorf- und Stadtzentren verabschieden sich immer mehr Teilnehmer*innen am gesellschaftlichen Leben in die Peripherie hinaus – vor allem Geschäfte, Gastro-Betriebe und diverse Dienstleister. Gähnende Leere und Stillstand in den früheren Begegnungszonen für die Bevölkerung sind die Folge. Genau damit – besser gesagt: wie man damit umgeht und wie man Abhilfe schafft – beschäftigt sich das Projekt »Circular Economy« der FH Salzburg.
»Kreislaufwirtschaft« lautet das entscheidende Schlagwort. Ein Modellversuch findet gerade in Hallein statt, dort wird untersucht, wo die Probleme liegen und wie man dagegen angehen kann. Unter Einbindung der Bevölkerung sowie diverser Stakeholder wurden Problemstellungen erfasst, Lösungen erarbeitet und Ideen für die Belebung der Standorte gesammelt und entwickelt.
Den Abschluss werden im Sommer 2022 eine Veranstaltung und ein Handbuch bilden, das aus den Projektschritten erarbeitet wird und Tipps für Politiker*innen enthält, wie man mit der drohenden Gefahr von Leerständen in Stadtzentren umgehen und dagegen vorgehen kann. Gefördert wird das Projekt vom Land Salzburg, seitens der FH Salzburg sind die Studiengänge Betriebswirtschaft, Smart Building und Soziale Innovation involviert. Mehrwert dieses interdisziplinären Zugangs: Das Thema Leerstände kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden.
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Projekt SMART: Klein, fein, barrierefrei
Ein kleines, feines Projekt namens SMART – »Small Museums Alliance Representing Territories« – läuft derzeit im Bereich Tourismus unter tatkräftiger Beteiligung der FH Salzburg. Das Projekt fördert die Kultur der Barrierefreiheit bei Tourismus- und Kulturbetrieben sowie die Beteiligung von Bürger*innen bei der Aufwertung lokaler Kulturschätze.
SMART läuft seit 2019 und soll im März 2022 enden. Mittlerweile sind vier Pilotprojekte mit von der Partie – das Ökomuseum Val Resia bei Udine, das Museum Schloss Ritzen in Saalfelden, das Textilmaschinenmuseum MUMAT im Veneto sowie das Schreibmaschinenmuseum in Partschins bei Meran. Online-Befragungen, Partnertreffen, Workshops, Webinare und mehr sind Teil des SMART-Projektes, ein zentrales Thema ist vor allem aber der barrierefreie Museumszugang für alle. Spannende Erlebnisformen, multimediales Storytelling und virtuelle Museumstouren sollen den Besuch der Museen zu einem emotionalen Erlebnis machen.